wenigstens im Prinzip für die Revolution, für den Sturz der Bour-
geoisie usw. Hingegen hatte D’Aragona die größte Angst vor be-
stimmten Formulierungen irgendwelcher Art. Er wäre wohl durch-
aus nicht abgeneigt, eine Formel über Propaganda revolutionärer
Aktionsmethoden zu unterschreiben, aber bestimmter und eindeu-
tiger formulierte Anträge wollte er auf keinen Fall unterzeichnen.
Unsere Beratungen mit den italienischen Delegierten, die damals
eine große Organisation mit über 2 Millionen Mitgliedern vertraten
und deren Organisation unzweifelhaft mehr ins Gewicht fiel, als die
kleinen Organisationen, dauerten mindestens zwei Wochen. Die
Situation war um so kurioser, als die Sozialistische Partei, deren
Mitglieder D’Aragona und Co. waren, der Komintern angeschlossen
war, Allerdings war es mehr ein formeller Anschluß, aber nichts-
destoweniger war die Sozialistische Partei Italiens eine Sektion der
Komintern. Und Mitglieder einer der Komintern angeschlossenen
Partei hatten Angst vor der Unterzeichnung eines Punktes, in dem
von der Diktatur des Proletariats die Rede war! Nachdem die
Verhandlungen nicht mehr vom Fleck kommen wollten, erklärte ich
D’Aragona gegenüber: Wenn es auch weiter so bliebe, wären wir
gezwungen, öffentlich gegen ihn Stellung zu nehmen und an das
italienische Proletariat mit der scharfen Fragestellung heranzu-
treten, denn Mitglieder einer Kominternsektion standen hier in
einem direkten Widerspruch zu den elementaren Prinzipien der
Komintern., Serrati, der damalige Führer der italienischen
Sozialistischen Partei, übernahm es, eine Mittelresolution, die allen
gerecht werden sollte, zu schreiben. Die Resolution, die er schrieb,
war besser als die von D'Aragona, trotzdem konnte sie uns nicht
restlos zufriedenstellen. Wir waren in eine Sackgasse geraten,
Damals wandte ich mich an Lenin um Rat: sollten wir in
der Formulierung der Gründungsschrilt der zu schalfenden Zentrale
nachgeben oder gerade auf unser Ziel steuern, ohne auch nur ein
Tüpfelchen davon aufzugeben. Nachdem Lenin das von Serrati ge-
schriebene und von uns bereits ein wenig korrigierte Dokument ge-
lesen hatte, sagte er: „Ja, es ist tatsächlich sehr viel Unklarheit
drin, trotzdem darf deswegen nicht gebrochen werden. Unter-
schreibt nur, die fehlende Klarheit bringen wir später hinein.”
Der Ratschlag war zweifellos richtig. Wir haben später wirk-
lich Klarheit geschaffen: ohne und gegen D’Aragona. Sieht man
sich jetzt die von uns unterzeichnete Gründungsschrift an, dann
kann man darin Spuren eines Kompromisses finden. Nichtsdesto-
weniger war es das, was wir brauchten. Wir haben es durchgesetzt,
daß in diesem Gründungsakt über die Schaffung des Internationalen
Rates der revolutionären Gewerkschaften vom revolutionären
Klassenkampf, vom Kampf gegen die Amsterdamer Internationale
und von der Schaffung einer internationalen Gewerkschaftszentrale