Full text: 10 Jahre Rote Gewerkschafts-Internationale

der von echtem Klassenbewußtsein durchdrungenen Gewerkschafts- 
bewegung auf dem Boden des revolutionären Programms und der 
revolutionären Klassenforderungen sein. 
Die dritte Ursache der Entstehung der RGI, war, daß die 
Gewerkschaftsinternationale, die unmittelbar nach dem Kriege (im 
Juli 1919) auf dem Kongreß in Amsterdam an ihren Wiederaufbau 
geschritten war, und die als Amsterdamer Gewerkschaftsbund be- 
kannt ist, sich als Abklatsch des Völkerbundes, als sein Anhängsel 
und Arbeitsorgan herausstellte, Die Amsterdamer Internationale 
war von Anfang an eine Summe nationaler Sektionen, von denen 
jede um die Interessen der eigenen Bourgeoisie besorgt war, Hatte 
man in der Periode des Krieges die Zusammenarbeit mit der eigenen 
Bourgeoisie durch die Notwendigkeit der Vaterlandsverteidigung ge- 
rechtfertigt, so kam nach dem Kriege selbst diese Ausrede in Weg- 
fall, Nach. dem Kriege trat die internationale Sozialdemokratie mit 
ganz neuen Theorien auf den Plan; sie hörte auf, die Klassengemein- 
schaft mit sozialistischer Phraseologie zu bemänteln, Der neue Ge- 
werkschaftsbund war von Anfang an eine Filiale des Völkerbundes, 
und das mußte auf bedeutende Arbeitergruppen, die in ihrem Wider- 
willen gegen die Klassengemeinschaft die Linie des Klassenkampfes 
zinschlagen und sich auf Moskau orientieren mußten, abstoßend 
wirken. 
Die unmittelbare Ursache der Entstehung der Roten Gewerk- 
schaftsinternationale war schließlich die im März 1919 erfolgte 
Schaffung der Komintern, der Zusammenschluß der kommunistischen 
Parteien und Gruppen unter dem Banner des Bolschewismus. Die 
Notwendigkeit der Schaffung einer Gewerkschaftszentrale zum Zu- 
sammenschluß aller revolutionären Kräfte der internationalen Ge- 
werkschaftsbewegung wurde daraufhin ein augenscheinliches und 
lehbenswichtiges Bedürfnis der internationalen Arbeiterbewedung, 
HI. Der revolutionierende Einfluß der Komintern, 
Es muß in Betracht gezogen werden, daß zur Zeit der Entstehung 
der Komintern außerhalb der Sowjetrepublik und der Länder, die 
sich vom alten Rußland abspalteten (Polen, Lettland u. a.) noch keine 
in irgendwelchem Maße verankerten kommunistischen Parteien be- 
standen, Die größte kommunistische Organisation war der Sparta- 
kus-Bund in Deutschland, doch krankte auch diese Organisation 
trotz revolutionären Wesens, trotz Selbstaufopferung und‘ größter 
Treue für die Sache der Arbeiterklasse immer noch an unzähligen 
Schwächen und Vorurteilen, sie war noch lange keine bolsche- 
wistische Organisation. In allen übrigen Ländern gab es nur auf- 
keimende Organisationen, die nach der Zimmerwalder und Kienthaler 
Konferenz entstanden und sich erst nach der Oktoberrevolution mehr 
oder weniger herauszubilden begannen.
	        
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