Wochen später in Dschibuti, dem Hafen von Französisch—
Somaliland. Zwei Tage Schnellzug trennten mich noch von
Athiopiens Hauptstadt.
Einmal auf abessinischem Boden, nahmen meine Pläne
feste Form an, und zwar andere als die vorher beabsichtig—
ten. Gewisse Gründe verzögerten die Abreise der diplomati⸗
schen Reisegesellschaft, und es wurde mir schließlich klar, daß
die Reise in Begleitung von Freunden, die mein Interesse
und meine Beobachtung ablenken würden, doch auch starke
Nachteile für mich haben könnte. Wer klare Eindrücke ge—
winnen will, sollte immer allein reisen. Ich beschloß daher,
Abessinien in derselben Art zu durchqueren, die ich auf den
meisten meiner Reisen beobachtet hatte, nämlich ohne Be—
gleitung. Mit Empfehlungsschreiben versehen, würde ich
mich von einem Beamten bis zum anderen durchschlagen.
Im übrigen wollte ich mich meinem Wegglück anvertrauen
und mich meinen unterhaltsamen und lehrreichen, wenn
gewiß auch manchmal mit Beschwerden verbundenen Er—
fahrungen überlassen.
Vor Antritt der Reise scheint eine kleine Berichtigung,
was den Namen des Landes angeht, angebracht zu sein.
Man reist nach Abessinien und befindet sich bei der Ankunft
in Athiopien; das ist die offizielle Bezeichnung des Landes
und dort ausnahmslos in Gebrauch. Vielleicht liegt in
diesem Ausdruck ein anererbter Stolz, da Abessinien von
jeher zu dem großen Landstreifen gehörte, der schon den
Alten unter dem Namen Äthiopien bekannt war. Aber es
gibt auch einen logischen Grund für die offizielle Verwen—
dung des Namens. Abessinien, das als solches schon lange
existierte, gliederte sich im Laufe der Zeit auf Grund von
Eroberungen eine Reihe von Provinzen an. So besteht
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