Full text: Durch Abessinien und Erythräa

standen einen Augenblick später im Vorgarten eines der 
Tukuls. Der Eigentümer erschien vor der Tür, um uns zu 
begrüßen, breitete dann wohl eine Ochsenhaut auf dem 
Boden als Sitzplatz für uns aus und brachte die von ihm 
hergestellten Gegenstände zur Besichtigung heraus. Selten 
wurden wir eingeladen, die Hütte zu betreten, wohl aber 
erschien meist während unserer Unterhaltung die Frau, um 
uns Tetsch anzubieten. Kinder, von denen die jüngeren 
immer nackt waren, spielten um uns herum. Sie machten 
im allgemeinen einen sauberen und gesunden Eindruck, mit 
Ausnahme der zahlreichen Fälle von Augenentzündung, die 
durch Fliegen übertragen wird. 
In dem Hause eines Sattlers kaufte ich Riemen aus Nil— 
pferdhaut und Schmuckgeschirr für die Maultiere, von dem 
trichterförmige Amulette herabhingen, die nach äthiopischem 
Glauben die Wirkung des bösen Blicks abwenden. Die 
Lederriemen des Geschirrs waren reich bestickt, ebenso die 
purpur- und magentafarbenen Satteldecken. Diese müh— 
same Nadelarbeit wird heute meist mit der Maschine ge— 
macht. 
Handarbeit indessen ist die Stickerei, mit der die Fest— 
gewänder für Männer und Frauen geschmückt sind. Die 
fünf Meter langen Schammas sind an beiden Enden und 
der Länge nach in Abständen von einem Meter mit ge— 
stickten Bündern versehen. Reich mit Stickereien verziert 
sind die Halskrausen und die unteren Enden der langen 
hemdartigen Kleider und auch die Hosen, die Bestandteile der 
weiblichen Kleidung. Dasselbe gilt ferner von den beiden 
Lederriemen, die zusammen mit einer Sohle den abessinischen 
Schuh bilden. Einer von den Riemen wird über den Spann 
geschlungen, der andere über die Zehenwurzeln. Die Schuh— 
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