Christentum übergetreten. Diejenigen in den weiter ab—
liegenden Dörfern hingen noch fest an ihrem alten Glauben.
Die Köchin auf der Mission war eine getaufte Falascha, der
Hausboy war ihr Sohn.
Mein Zelt brauchte nicht aufgeschlagen zu werden. Man
ließ mich in einer der Missionshütten wohnen, die durch
einen Vorhang in zwei Räume geteilt worden war. Von
ihrer Tür aus konnte ich Falascha⸗-Handwerker beobachten,
die mit dem Bau anderer Hütten beschäftigt waren. Zuerst
trieben sie Pfähle in den Boden, die kreisförmig einen Raum
von vier Meter Durchmesser einschlossen, und zwar so, daß
sie nach oben hin gegeneinander geneigt waren, und be—
festigten sie dann untereinander mit Tauwerk. Dann
machten sie sich an die Herrichtung der Wände; die Pfähle
und die Zwischenräume wurden mit Stroh durchflochten
und das Ganze mit einer Lehmschicht und diese wieder mit
einer Schicht Kuhdung bedeckt. Der Bau stellt eine höchst
einfache Arbeitsleistung für die abessinischen Handwerker
dar. Sie, die als Zimmerleute, Maurer, Grobschmiede,
Weber und Töpfer tätig sind, werden manchmal nach anderen
Gebieten des Landes gerufen, um dort ihr Handwerk aus—
zuüben. Das Judenviertel in Gondar, genannt Kaila—
Mjeda, welches schon seit König Fasil besteht, erhielt einen
neuen Aufschwung, als die Kaiserin Zauditu Falascha—
Arbeiter nach Gondar berief, um die Kirchen der Stadt zu
reparieren. Wenn man die Tätigkeit der Juden in den
meisten Ländern der Welt bedenkt, ist es merkwürdig, daß
sie in Athiopien keinen Handel treiben.
Wir unternahmen Ausflüge in die Umgegend und be—
suchten die kleinen Dörfer. All diese Siedlungen bilden in
sich abgeschlossene patriarchalische Gemeinden, deren kleine
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