auch die Weißen im Tana⸗-See eine Quelle der Macht, eine
Art Schlüsselstellung erblicken. Die Schwarzen fürchten die
Annäherung der Weißen, weil sie überzeugt sind, daß diese
den See austrocknen und schlimme Ereignisse heraufbeschwö—
ren. Sie fürchten diese und erwarten sie doch wieder mit
der Hilflosigkeit und dem Fatalismus der Primitiven. Die
Weißen versuchen charakteristischerweise das Schicksal selbst
zu meistern. Sie erkennen den Reichtum, der in den ab—
fließenden Gewässern des Tana⸗Sees liegt, und denken so—
fort daran, Stauwerke zu errichten, mit anderen interessier—
ten Mächte Verträge abzuschließen und diese zu umgehen.
Zur Grenze des Sudan
Ein seltsames Dergo — Der Alkohol schmuggelnde Esel — Sklaven
und Sklaverei — Räuber — Der Brief des jungen Äthiopiers
De letzte Abschnitt meiner Karawanenreise führte mich
durch einen Teil Athiopiens, in dem Gesetz und Ord—
nung weniger Geltung hatten als in irgendeinem der Ge—
biete, die bereits hinter mir lagen. Der an der sudanesischen
Grenze gelegene Distrikt entspricht darin den Grenzländern
der ganzen Welt, daß auch er der Schauplatz vieler ungesetz—
licher Unternehmungen ist. Räuberbanden, Sklaven- und
Waffenhandel und Schmuggel aller Art finden hier ein
reiches Feld.
Es war unbestimmt, wie lange die Reise von Aloa am
Tana⸗GSee bis zur Grenze dauern würde, denn Woldesamuel,
dem die Führung übertragen war, erklärte, daß er Richt⸗
wege kenne, die geringere Schwierigkeiten böten und dem—
gemäß die Zahl der Marschtage vermindern würden.
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