Full text: Durch Abessinien und Erythräa

Mein Wunsch, ein Bad zu nehmen, wurde im Keime erstickt 
durch den Anblick des schmutzigen Tümpels und der fünf 
oder sechs badenden Menschen, die offensichtlich syphilitisch 
waren und die Heilkraft des Wassers ausnutzten. Eine 
Woche lang sahen wir kein menschliches Lebewesen. Dieser 
Weg nach dem Sudan wird nur selten benutzt. Die Tierwelt 
war um so reicher vertreten, insbesondere gab es viele Affen, 
Gazellen und Antilopen. 
Eines Morgens bemerkten wir Fußspuren, als wir durch 
den Bambuswald marschierten. Wir stellten fest, daß diese 
Fußabdrücke weder von Jägern noch von Karawanen— 
führern herrührten, weil sie nicht von Tierspuren begleitet 
waren. „Wahrscheinlich Sklaven“, sagte Efendi, „die 
über die sudanesische Grenze wollen.“ Etwas später 
stießen wir auf zwei bis auf einen Lendenschurz nackte 
Männer, die an einem Wasserloch saßen. Ihre schwarze 
Haut glänzte im Sonnenlicht. Ohne sich den Anschein zu 
geben, als ob sie zu uns hinübersahen, warfen sie verstohlene 
Blicke nach uns, während sie mit vollen Backen Kräuter und 
Wurzeln kauten. 
Der Alaka, Efendi und Woldesamuel setzten ihren Weg 
fort und gaben sich keinerlei Mühe, mit den beiden Männern 
ins Gespräch zu kommen, — eine unfreundliche Sitte, die 
anscheinend auf der ganzen Welt von Wüsten⸗ und Berg⸗ 
wanderern geübt wird. Aber die Tatsache, daß er nicht 
mit den beiden gesprochen hatte, verhinderte Efendi nicht, 
mir alles möglich über sie zu erzählen. Er verließ sich dabei 
ebenso sehr auf sein Gefühl für Wahrscheinlichkeit wie auf 
seine Kenntnis ähnlicher Fälle. 
„Sie sind Sklaven, aber frei“, sagte er und erklärte mir 
auf weiteres Befragen, daß diese Menschen zweifellos 
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