Full text: Durch Abessinien und Erythräa

einen guten Sklaven müßte man ziemlich viel bezahlen; 
vierhundert Taler für einen, den mein Vater noch vor 
vierzig Jahren für dreißig Taler erworben hätte. Es hat 
eine Zeit gegeben, als der Preis eines Sklaven so niedrig 
lag, daß man ihn in Patronen erlegen konnte. Um den 
Sklaven nach Abschluß des Kaufes wegtransportieren zu 
können, brauchte ich ihm nur eine Schamma zu bringen, 
ihn in diese einzuhüllen und ihm einen Krug oder einen 
Korb in die Hand zu drücken. Wir würden dann auf den 
Markt gehen wie jeder andere Herr mit seinem Diener. 
Schlimmstenfalls könnte ich den Schum oder einen anderen 
Aufseher mit einer kleinen Summe bestechen.“ 
Als ich Efendi nach der Herkunft der Sklaven, die auf 
diesen Märkten verkauft würden, fragte, erklärte er mir, 
daß die Händler sie durch Uberfälle im Kongo- oder in den 
abessinischen Grenzgebieten bei den Stämmen, die Steuer— 
zahlung an die Zentralregierung verweigern, holten. 
Daß das Wesentliche der Behauptungen Efendis auf Wahr—⸗ 
heit beruhte, wurde mir durch Außerungen von anderer 
Seite her bestätigt und auch durch Lektüre, insbesondere des 
Kapitels über die Sklaverei in dem Werke des deutschen 
Schriftstellers Rein über Abessinien. Während meines Auf— 
enthaltes in Gondar hörte ich, daß ein männlicher Sklave 
für hundert, ein weiblicher für zweihundert Taler am 
Markte zu haben sei. Der Preis dieser menschlichen Ware 
wird jede Woche zusammen mit anderen Marktpreisen nach 
Asmara telegraphiert. Im ganzen werden die Sklaven gut 
behandelt, obwohl es vorkommt, daß sie, nachdem die Ernte 
hereingebracht ist, auf ziemlich kleine Rationen gesetzt 
werden. Der Abessinier ist nämlich nicht vorausschauend 
genug, um genügend Nahrungsmittel für die Zeit von Herbst 
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