Komplex von Palästen und kleineren Gebäuden, in denen
Abessiniens Herrscher und die Regierungsbeamten wohnen.
Ebenfalls hochgelegen und in einiger Entfernung von der
Stadt befinden sich die Grundstücke, die von Menelik den
fremden Gesandtschaften überlassen wurden. Sie sind so
groß, daß jeder der fremden Vertreter über ausgedehnte
Parklandschaften verfügt.
Die Häuser, Blockhütten sowohl als Tukuls, aus denen
Addis Abeba besteht, liegen verstreut auf einer verhältnis-
mäßig großen Fläche. Unterbrochen werden sie von gras—
bewachsenen Plätzen und überschattet von Eukalyptus-
bäumen. Der Marktplatz, auf dem bis in letzter Zeit viel
Verbrecher gehängt wurden und zur Warnung für andere
UÜbeltäter noch längere Zeit hängenblieben, ist heute ein an⸗
genehmer Platz zum Umherschlendern. Er bildet den Mittel—
punkt des Eingeborenenlebens und bietet dem Fremden die
beste Gelegenheit zur Beobachtung. Alle Straßen der Stadt
führen auf diesen Punkt. Frühmorgens sind sie angefüllt
mit Menschen in sauberen weißen Gewändern. Schmutzige
Kleidung ist immer ein Zeichen von Trauer. Beim Manne
ist die Schamma über der einen Schulter immer etwas hoch—
geschoben durch den Lauf des darunter getragenen Gewehrs,
oder in Ermangelung desselben durch einen Stock, der die
demütigende Tatsache, daß der Träger kein Gewehr hat,
verbergen soll. Einige tragen zum Schutze gegen die Sonne
einen kleinen Doppelschirm, dessen zweites größeres Dach
einen Fuß tiefer als das erste befestigt ist.
Manchmal wird der Zug der Fußgänger unterbrochen
durch einen Reiter, der entweder auf einem Pferde oder auf
einem Maultier sitzt. Der Berittene ist immer von einem
halben Dutzend Personen zu Fuß begleitet, und wenn es ein
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