Da wir Fremde und interessiert waren, die Sitten und
Gebräuche ihres Landes kennenzulernen, ermutigte uns
unsere Gastgeberin, ihre Hütte als ein kleines Museum zu
betrachten, sich die Ausstattung anzusehen und Fragen an
sie zu richten. Sie zeigte uns einige Toilettenartikel, einen
hölzernen Kamm mit groben Zähnen und ein kleines, aus
Horn gemachtes Salbengefäß. Als ich ihre Schamma be—
wunderte, erzählte sie mir, daß sie sie selbst gewebt habe.
„Das ist Landessitte bei uns, unsere Schammas lassen wir
nicht von den Sklaven machen.“ Aus einer schweren Truhe
in der Ecke ließ sie eine Anzahl von ihnen, die sie selbst ge—
fertigt hatte, durch eine Dienerin herbeibringen. Schammas
für den Alltag und Schammas für große Gelegenheiten.
Diejenigen, die anläßlich einer „Fantasia“ getragen wurden,
zeigten eine feinere Webart und waren mit einer drei Zoll
breiten farbigen gestickten Borte verziert. Vermutlich
etwas belustigt darüber, daß ihre Geschicklichkeit in einer
Kunst, die für ihr Volk etwas Selbstverständliches war,
unsere Erörterung und Bewunderung erregte, machte sie
uns das Anerbieten, uns die Webarbeit selbst zu zeigen.
Ein Sklave brachte ihr einige Samenkapseln von Baum—
wollsträuchern, die auf einem kleinen Fleck innerhalb
ihres Besitztums wuchsen. Sie entfernte die Samenkörner
mit einer Stopfnadel, die Baumwolle selbst rupfte, streckte
—
Stein, der, wie sie sagte, schon seit Generationen in ihrer
Familie zum gleichen Zweck verwendet wurde. Danach
peitschte sie die Fasern unter Verwendung eines mit einer
Darmseite versehenen Bogens zu einer hauchdünnen Wolke,
worauf sie sie mit Hilfe einer Spindel zu einem Faden
drehte, der auf einem alten Handwebstuhl zu Stoff ver—
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