Die Gegend, in der sich dieser nomadisierende Stamm zeit
weilig niederzulassen pflegte, lag etwa drei Stunden von der
Plantage entfernt. Buro-Rowio kam, begleitet von vierzig
Mann, um mit Neitzel eine Verabredung über Arbeiten
seiner Leute auf der Plantage zu treffen. Darüber hinaus
erstrebte er noch eine besondere Vergünstigung.
Die Verhandlung fand im Wohnzimmer Neiztzeels statt.
Die meisten Mitglieder der Delegation blieben draußen; der
eine der beiden, die mit dem Häuptling hineingingen, war
der Priester Sidama. Der andere zog von der ganzen
Gruppe die stärkste Aufmerksamkeit auf sich. Er war alt,
schwach und ausgemergelt, wohl über sechs Fuß hoch und
genoß eine so augenscheinliche Autorität, daß ich ihn für
den Häuptling gehalten hatte, bis ich das Fehlen der kleinen
Haarflechte, die eines der Zeichen dieses hohen Ranges ist,
bemerkte. Man war peinlich überrascht, wenn man ihn
sprechen hörte, seine Stimme war dünn und hoch als Folge
einer in seiner Jugend bei den Danakils erlittenen Ver—
stümmelung. Trotz der Tatsache, daß er Eunuch war, hatte
man ihm nominell viele Frauen in die Ehe gegeben. Er
machte sie zu einer guten Einnahmequelle, indem er sie ande—
ren Männern überließ. Ihre Kinder unterstützte er, bis sie
alt genug waren, um als Sklaven verkauft zu werden.
Während der Konferenz saßen der Häuptling, der Priester
und der große Eunuch auf einer Bank in der Nähe der Tür.
Neitzel und ich hatten am Tisch Platz genommen, und Albert
wirkte als Dolmetscher. Nachdem das Übereinkommen be—
züglich der Arbeit getroffen war, brachte Buro-Rowio das
Anliegen vor, das ihm sehr am Herzen lag. Er wünschte
den Standort seines Stammes oder doch auf jeden Fall den
seiner Familie in die Nähe der Pflanzung zu verlegen.
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