hange auszusprechen, worin wir die historische Bedeutung Marxens
erkennen sollen.
Will man die Leistungen eines Mannes abschätzen, so wird man
zunächst nach der äußeren Geltung fragen, die er bei Lebzeiten oder
nach seinem Tode gewonnen hat. Denn in dieser Geltung kommt
schon an und für sich ein Teil der geschichtlichen Bedeutung eines
Menschen zum Ausdruck, sie ist aber dann weiter ein wichtiges Merk
mal, um diese Bedeutung in ihrer Wahrheit richtig zu erkennen.
Fragen wir aber, was Marx galt oder gilt, so müssen wir
immer den Theoretiker Marx von dem Politiker Marx unterscheiden,
müssen auch immer die vielfach so ganz einander fremden Kreise
unserer Völker: die bürgerlichen und die proletarischen als besondere
Geltungsbereiche in Ansehung nehmen.
Daß Marx äußerlich einen ganz außergewöhnlich großen Kreis
von Interessen berührt, weiß heute jedermann. Aber es verdient
wohl der besonderen Hervorhebung, daß dieser Kreis sich erst nach
dem Tode Marxens im wesentlichen gebildet hat. Um ihn daher
in seiner ganzen Größe zu ermessen, ist nichts so sehr geeignet als
ein Vergleich zwischen dem, was Marx bei seinem Tode galt und
dem, was er heute gilt; genauer: zwischen dem Umkreis von Bewußt
seinsinhalten, den er damals vor 25 Jahren erfüllte und den er
\ heute erfüllt.
Am ehesten wurde Marx, als er starb, noch als national
ökonomischer Theoretiker gewertet. Die meisten Zeitungsnotizen, die
seinen Tod anmeldeten, enthielten (wenn überhaupt etwas außer der
tatsächlichen Todesmeldung) kurze Worte der Anerkennung oder der
Kritik über die theoretischen Leistungen des Verstorbenen.
Aber selbst diese Geltung als „Gelehrter": wie beschränkt war
sie nach außen wie nach innen! Wer las damals Marx überhaupt?