Full text: Die Psychologie der Reichsfinanzreform

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Dr. H. E. Krueger: 
Ich möchte bitten, zu beschließen, daß wir in eine Debatte 
eintreten. Ich bin der IJeberzeugung, daß alle Herren in der Lage 
sind, eine Form zu wählen, in der sie auch ihrer entgegengesetzten 
Meinung Ausdruck geben können, ohne beim Gegner anzustoßen 
oder ihn zu verletzen. 
(Die Versammlung beschließt, in die Erörterung einzutreten.) 
Vorsitzender Dr. W. Wendlandt: 
Es dürfte wohl notwendig sein, ein paar Linien für die Dis 
kussion zu zeichnen. Wir müssen uns so viel wie irgend möglich 
auf das Thema beschränken: Die Psychologie der Reichsfinanz 
reform und sowohl die politische wie die finanzteohnisohe 
Seite möglichst bei Seite lassen. 
Aus diesem Grunde glaube ich, daß ich zunächt einmal 
dem Herrn, der die Psychologie der Eeichsflnanzreform schon 
während des Vortrags am meisten empfunden zu haben 
scheint und der sich bereits zum Worte gemeldet hat, Herrn 
Dr. v. Altrock, als dem Führer der Landwirtschaftskammern 
Preußens, das Wort erteile. 
Dr, W. v. Altrock: 
Meine Herren, es ist sicherlich nicht leicht, heute in dieser 
Versammlung nach den außerordentlich interessanten Ausführungen 
des Herrn Vortragenden in eine Debatte einzutreten, weil, wie 
das ja schon erwähnt ist, unsere Auffassungen sowohl in politi 
scher wie in wirtschaftlicher Beziehung außerordentlich verschieden 
sind. Aber das soll uns doch meiner Ueberzeugung nach nicht 
abhalten, daß jeder einzelne von seinem Standpunkte aus sich, 
soweit es heute abend möglich ist, zu den Ausführungen des Herrn 
Redners äußert. Es ist ja leider gewöhnlich das Schicksal der 
artiger Vorträge, daß in der Diskussion nicht diejenigen Seiten 
besonders hervorgehoben werden, mit denen man einverstanden 
ist, sondern diejenigen Momente, mit denen man weniger einver 
standen ist. 
Nun hat der Herr Vortragende einzelne Ausführungen ge 
macht, die mich doch zu Widersprüchen veranlassen. 
Der Herr Vortragende hat, wenn ich gleich in medias res 
eintreten darf, unter anderem die Frage aufgeworfen: welche 
Opfer denn die Landwirtschaft zu tragen bereit sei! — und 
mir war sofort klar, daß die Herren darauf rechneten, daß ich in 
eine gewisse Opposition eintreten würde. Meine Herren, ich möchte 
jene Frage ganz allgemein beantworten und zunächst darauf hin- 
weisen, was ja im übrigen auch als bekannt vorausgesetzt werden 
kann, daß unsere Landwirtschaft im großen und ganzen — da 
gegen wird kaum jemand Widerspruch erheben — die Grundlage 
unseres ganzen Staatswesens — eine wesentliche Grundlage 
(aha! und Heiterkeit)
	        
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