Full text: Handelspolitik

Erster Teil: Geschichte. 
I. Adam Smith über Merkantilismus und Freihandel. 
(Adam Smith, An Inquiry into the Nature and Causes o£ the 'Weaitli 
ol Nations. London 1776. — Kritische Ausgabe von C a n n a n. London 
[1901] 2 Bde; Volksausgabe: London, Routledge 1900. — Die folgenden 
Auszüge aus Buch IV „Systeme der politischen Ökonomie“ (Kap. 1 a. 2) 
nach der deutschen Übersetzung von S t i r n e r. Leipzig 1847). 
1] a) Prinzipien des Handels- und Merkantiisystems. 
Die allgemeine Meinung ist die, daß das Vermögen in Geld 
oder in Gold und Silber besteht, und diese Meinung entspringt ganz 
von selbst aus dem doppelten Dienste des Geldes, aus seinem Dienste 
als Handelswerkzeug einerseits und als Wertmesser andererseits. 
Insofern es Handelswerkzeug ist, können wir, wenn wir Geld haben, 
uns alles leichter verschaffen, was wir brauchen, als mittels jeder 
anderen Ware. Man findet stets: die Hauptsache ist, Geld zu 
bekommen. Hat man erst Geld, so hält es nicht schwer, dann 
alles Mögliche zu kaufen. Insofern es Wertmesser ist, schätzen 
wir den Wert aller anderen Waren nach der Menge Geldes, für 
welche sie eingetauscht werden. Wir sagen im Englischen von einem 
reichen Manne, er sei viel, und von einem armen, er sei wenig Geld 
wert (worth a great deal und worth little money). Von einem 
sparsamen Menschen, d. h. von einem solchen, der sichs angelegen 
sein läßt, reich zu werden, sagt man, er liebe das Geld; und von 
einem sorglosen, freigebigen oder verschwenderischen Menschen 
heißt es, er sei gegen das Geld gleichgültig. Reichwerden heißt zu 
Geld kommen, und kurz, Vermögen und Geld gelten in der gewöhn 
lichen Sprache für durchaus gleichbedeutende 'Wörter. 
Wie einen reichen Mann hält man auch ein reiches Land für 
ein solches, welches Geld im Überflüsse hat; und Gold imd Silber 
in einem Lande aufzuhäufen, denkt man sich als den einfachsten 
Weg, es zu bereichern. Nach der Entdeckung Amerikas war lange 
Zeit das Erste, wonach die Spanier fragten, wenn sie an eine un- 
Jastrow, Textbücher I.
	        
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