Contents: Die Volkswirtschaft Österreich-Ungarns und die Verständigung mit Deutschland

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Ms Gipfelpunkt der Kriegsleiden des Habsburgischen Reiches folgt 
nun die napoleonische Epoche, während welcher auf die Donaumonar 
chie eine besonders schwere Last entfiel. Vollkommene Zerrüttung 
der Finanzen und der Volkswirtschaft waren die Folge. War schon 
1740—1790 die Staatsschuld von 45 auf 400 Millionen Gulden 
gestiegen, so kam es nun wiederholt zum Staatsbankerott: 1796 mit 
Aufhebung der Bankozettel zum erstenmal, 1811 mit Herabsetzung 
des Nennwertes des Papiergeldes und der Kupfermünzen auf den 
fünften Teil zum zweitenmal, 1816 zum drittenmal. 
Die Friedenszeit brachte endlich der Volkswirtschaft des Donau 
reiches die so dringend notwendige Zeit der Konsolidierung, die sich 
die Industrie, unterstützt von Prohibitivmaßregeln, weitgehend zunutze 
machte und in der sie erfolgreich an der Arbeit war, das Versäumte trotz 
aller vormärzlichen Quälereien politischer und administrativer Art 
nachzuholen. 1829 wurde die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den 
Donauverkehr gegründet. Der Dampferverkehr auf der Elbe und 
Moldau folgte. 1897 wurde die Affekuranzgesellschaft Lloyd zum 
Schiffahrtsunternehmen ausgestaltet, im gleichen Jahre die erste 
Eisenbahnlinie Floridsdorf—Wagram, 1854 die Semmeringsirecke 
eröffnet (deren Bau Stephenson ernstlich widerraten hatte). 
Die Niederwerfung des ungarischen Aufstandes 1849 hatte 
endlich 1850 die Beseitigung der inneren Zollinie gebracht, die damals 
namentlich die österreichischen Agrarier gegenüber der ungarischen 
Überproduktion gewünscht hatten. (In Preußen waren schon 1818 
die bestehenden 67 Lokaltarife aufgehoben und war ein einheitliches 
Zollgebiet geschaffen worden.) 1851 traten an Stelle des bisherigen 
Verbotssystems die Hochschutzzölle. 
Die Kämpfe um die Mitgliedschaft zu dem von Preußen gelei- Z°llv»a» 
teten Zollverein, die sich von 1850 bis 1866 hinzogen, brachten Hster-sq-r Bund, 
reich keinen Erfolg. Gerade weil Qsterreich die Vormacht im Deutschen 
Bunde behauptete, widerstrebte Preußen. 
Es war vom preußischen Standpunkt begreiflich, den Zeitpunkt 
einer weitgehenden handelspolitischen Vereinigung als nicht gekommen 
zu betrachten, bevor nicht die politische Auseinandersetzung und Klar 
stellung zwischen den beiden Staaten erfolgt war. 
Wichtig ist aber, daß der geniale österreichische Finanz- und Han- Minister 
delsminister Bruck in einer eigenen Denkschrift, bei der die angedeuteten 
Di stör, Hst.-Ung. Volkswirtschaft. 
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