6 Die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie im ffijten.
Mißerfolge gehören dem Gebiete privater Kolonisation an, sie
gehen auf das Risiko der betreffenden Unternehmer, sie sind
Verdienst und Unglück von einzelnen je« nach ihrem (Erfolg.
Ganz anders liegen aber die Dinge, wenn vom Staate aus durch
wirtschaftspolitische und Verwaltungs-Maßnahmen ein maß
gebender Einfluß auf die Abänderung der vorhandenen wirt
schaftlichen Verhältnisse versucht wird.
„Sapientissime sinnt omnia, quae pro re publica sinnt“,
steht in Danzig am hohen Tor. Das Wort ist häufig miß
braucht worden, um jeder Kritik an den Maßnahmen einer
Regierung von vorn herein zu begegnen, solcher Kritik unter
dem Gesichtspunkt des beschränkten Untertanenverstandes Zügel
anzulegen. Solche Kritik ist aber absolut vonnöten, um zu
einer wirklichen Erkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse zu
gelangen. Wir haben eine Reihe von Lobrednern der heutigen
Maßnahmen zur Germanisierung des Ostens. Ich verweise
speziell auf den Vortrag, den Herr Professor hintze am ly. Sep
tember 1903 in Danzig im verbände Ostdeutscher Industrieller
„über die Industrialisierungspolitik Friedrichs des Großen, ver-
verglichen mit den von Goßlerschen Plänen für Westpreußen"
gehalten hat. Lr verweist auf die Politik Friedrichs des Großen
und befürwortet für heute die Durchführung ihrer Grundideen.
Im einzelnen sagt er Seite 4: „Der verstorbene Gberpräsident
von Goßler, dem diese Provinz so viel verdankt, hat den wahr
haft staatsmännischen Gedanken auf die Bahn gebracht, daß
man auch zugleich den Osten industrialisieren müsse. Er hat
das Problem ausgestellt, deutsche Bauern auf das Land und
deutsche Industrie in die Städte. Mit richtigem politischem In
stinkt hat er herausgefunden, daß man bei dieser Aufgabe wieder
an die Tradition Friedrichs des Großen anknüpfen müsse, so
weit die gegenwärtigen Verhältnisse das gestatten". Er sagt