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Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage klaffte
weiter. Wegen der ungenügenden Versorgung mit Roh
häuten sahen sich die grossen Fabriken im Laufe des
Jahres 1915 veranlasst, ihre Tätigkeit erheblich einzu
schränken ; die kleinen Fabriken lagen still. Die Preise
für Roh- und Hilfsstoffe schnellten ungemein in die
Höhe. Für inländische Gefälle wurden fabelhafte Preise
gezahlt, welche den deutschen um 80% vorauseilten. In
dem zwischen dem Kriegsausbruch und dem April 1915
liegenden Zeitabschnitt stieg der Preis für Rohstoffe
und Leder wie folgt:
Rohhäute Gerberlohe Leder
als hg) (0Io hg) (Vs hg)
Vor dein Kriege.. 0.67—0.75 Fr. 7.50 Fr. 2.50 Fr.
April 1915 2.50 „ 32.50—35 , 7.50-8.75 „
Da die luxemburgische Gerberei als Exportindustrie
aufgebaut ist, so musste sie durch das völlige Versagen
der Einfuhr von exotischen Häuten und Extraktstoffen
sowie durch die veränderten Absatzverhältnisse in ganz
anormale Bahnen gedrängt werden. In Rohhäuten und
Leder setzte eine wilde Preistreiberei ein, welche aber
in der Folge durch einschneidende behördliche Mass
nahmen gezügelt werden konnte. Mit der Ausschaltung
des freien Handels und der freien Preisbildung gestal
teten sich die Verhältnisse wieder erträglicher. In dem
Masse wie die Zahl der einheimischen Gefälle sich ver
ringerte, ging die Fabrikation zurück. Im Jahre 1916
wurden 30,400 inländische Häute gegerbt, also noch
weniger als im Vorjahre.
Das Ausbleiben der Extraktstoffe, welche zum gröss
ten Teil aus den überseeischen Ländern eingeführt wer
den, hatte zur Folge, dass sich die Aufmerksamkeit der
Gerbereibesitzer der lang vernachlässigten Eichenrinde
in verstärktem Masse zuwandte.