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tragen, die Lohnrate zum Sinken zu bringen. Unter dem
Drucke des steigenden Angebotes nicht vollwertiger
Arbeitskräfte wird die unqualifizierte Arbeit nachgeben
und die qualifizierte Arbeit nach sich ziehen. Der Real
lohn, d. h. das den Produktionskosten der Arbeit ent
sprechende Einkommen, wird sich verhältnismässig
niedriger stellen als vor dem Kriege.
Das für die Entlohnung nötige Kapital bildet den
anderen Faktor. Vorhandene grosse Kapitalmengen, die
dem Markte zudrängen, regen die Produktion an und
steigern rückwirkend die Nachfrage nach Arbeitskräften,
kleine Mengen verringern sie. Das flüssige Geldkapital,
das Leihkapital, wird dem Unternehmer zur Verfügung
gestellt, welcher der Lohnarbeit bedarf, um Waren und
Leistungen an den Markt zu bringen: es wird zum
werbenden Kapital. Der Zins stellt den vertragsmässig
festgesetzten Preis der Kapitalnutzung dar.
Dass nach dem Kriege der riesige Geldbedarf der
Staaten, Gemeinden und Industriegesellschaften den Preis
der Kapitalnutzung, der durch Angebot und Nachfrage
bestimmt wird, ganz ausserordentlich in die Höhe treiben
muss, bedarf wohl keines Beweises. Nun hat aber das
während der Kriegszeit flüssig gewordene Kapital in den
Milliardenanleihen Unterkunft gefunden und ist so dem
freien Verkehr entzogen. Dem allseitig hervortretenden
Bedarf wird infolgedessen ein äusserst bescheidenes An
gebot gegenübei'stehen. Um <die Wirkungen der voraus
zusehenden Knappheit abzuschwächen, ist u. a. angeregt
worden, die Geldversorgung der Industrie zu rationieren
durch Kontingentierung der Emissionen. Die Verzinsung
des kurzfristigen Leihkapitals steht in engem Zusammen
hang mit der Stellungnahme des Bankdiskonts. Dieser
wird aller menschlichen Voraussicht nach straff gespannt