Full text: Der deutsche Kapitalmarkt

Erstes Kapitel. Lage d. deutsch. Kapitalmarktes u. d. herrschende Anschauung. 11 
den Quellen der Kapitalentstehung hätte unsere Untersuchung 
sich nach zwei Richtungen zu erstrecken: auf das bewegliche 
und auf das unbewegliche Vermögen. Dafs wir auf der Basis 
dieser Unterscheidung unsere Darstellung nicht aufbauen können, 
bedarf nicht der näheren Ausführung; es ist jedermann gegenwärtig, 
dafs die Kapitalisierung beider Vermögensarten heute völlig durch 
einander fiiefst. Es fehlt uns hier an jeder Unterlage für eine 
specialisierende, an die Statistik anschliefsende Behandlung. 
Die Anordnung unserer Untersuchung ist vielmehr aus einem 
andern, von dem letzterwähnten nicht gänzlich verschiedenen Ge 
sichtspunkt erfolgt. Die Ansprüche, die an den Kapitalmarkt ge 
stellt werden, resultieren vornehmlich aus zwei Richtungen, die uns 
zugleich für die Erlangung zureichenden statistischen Materials 
die Möglichkeit bieten; es sind dies: a) die Kapitalbeschaffung 
und die Kapitalisierung durch Ausgabe von (zumeist börsengängigen) 
Wertpapieren, die in der Emissionsstatistik ihren Ausdruck 
findet; und b) die Kapitalisierung von Grund und Boden. Nach 
diesen beiden Richtungen ist die Scheidung unserer Untersuchung 
in zwei Teile vorgenommen. 
Die Ziffern über die Börsenemissionen liefern gegebenerweise 
das erste Material, an dem man die Vorgänge am Kapitalmarkt 
zu untersuchen pflegt 1 ; sie wurden bisher regelmäfsig als Grund 
lage für die einschlägigen Arbeiten benutzt. Die Mängel, die den 
Emissionsziffern in der seitherigen Veröffentlichung anhaften, sind 
zur Genüge bekannt und oft gerügt worden. Zur Beantwortung der 
von uns gestellten Fragen nach der Verwendung und Verteilung 
des Kapitals und nach den einzelnen Kategorien von Kapital 
nehmern war. bisher kein Material vorhanden. Ich entschlofs mich 
demnach für den Einzelnen ein schwieriges Unternehmen — zu 
der vollständigen Durcharbeitung der Emissionen des Jahres 1899, 
wie sie in den weiterhin folgenden Tabellen des ersten Teils dieses 
Buches vorliegt. 
1 Über die Bedeutung und Funktion der Effektenbörse besitzen wir die Dar 
legungen, die Gustav Schmoller den Statistischen Anlagen der Börscnenquete- 
kommission von 1892 (Berlin 1893) voraufgesehickt hat. Sie enthalten alles, was 
über die Materie zu sagen ist, und es bleibt mir nur übrig, auf die Ausführungen 
Schmollers zu verweisen.
	        
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