Full text: Die Grundbesitz- und Wohnungsverhältnisse in Düsseldorf und ihre Entwicklung seit 1903

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Als im Jahre 1900 infolge des Versagens der Bautätigkeit (vergl. oben S. 8*) und damit 
einer übergrossen Einschränkung des Angebots, namentlich in Kleinwohnungen, die Wohnungsnot in 
der Stadt immer fühlbarer Platz griff, beschloss die Gemeinde, zunächst 20 Wohnhäuser für ihre 
Arbeiter zu errichten. r ) Man benutzte hierzu das Gelände der alten, nach anderer Stelle verlegten 
Gasanstalt und richtete in den betreffenden Häusern insgesamt 143 Kleinwohnungen und 5 Läden ein. 
Von diesen Kleinwohnungen bestanden 44 aus 2 Räumen, 86 aus 3 und 13 aus 4 Räumen. Die 
Baukosten einschl. Grunderwerb stellten sich auf 1 063 050 Mk. Dieser Betrag zergliedert sich in: 
a) Anleihe von der Landesversicherungsanstalt der Rheinprovinz . 827 584 Mk., 
b) Wert der von der Stadt hergegebenen Grundstücke 190 000 „ , 
c) aus der Stadtkasse gedeckte Restbaukosten 45 466 „ . 
Die Summe ist mit 3 x /a °/ 0 zu verzinsen und mit 1 / 2 °/o zu tilgen. Dazu kommen 
noch Einzelbeträge für die Unterhaltung, für Ausfälle und Steuern usw., so dass sich heute 
der jährliche Gesamtaufwand auf 55 500 Mark stellt. Die Häuser entsprechen allen modernen 
hygienischen Anforderungen. Ferner bildet jede Wohnung ein abgeschlossenes Ganzes, und jedes 
Zimmer ist mit verschwindend geringen Ausnahmen vom Flur aus zu erreichen. In keinem Hause 
befinden sich mehr als 2 Wohnungen in einem Stockwerk. Der Mietpreis beträgt durchschnittlich 
(seit 1907) monatlich 10,87 Mk. für ein Zimmer; für Nebenräume wird nichts berechnet. Dieser 
Preis ist in anbetracht der vorzüglichen Lage im Stadtinnern als durchaus mässig zu bezeichnen. 
Sofort nach der Vollendung der Bauten lagen infolgedessen bereits über 800 Meldungen vor, und 
auch heute noch sind die Wohnungen stark begehrt. Doch lässt sich die Nachfrage nur zum 
geringen Teile befriedigen, da ein Wechsel der Mieter selten eintritt. 
Gegenwärtig sind die Häuser bewohnt von 144 Familien mit zusammen 668 Personen. Von 
den Familien waren 5 selbständige Gewerbetreibende, 34 gewerbliche und kaufmännische Angestellte, 
50 Arbeiter und Handwerker, 12 mittlere Beamte, 31 Unterbeamte, 3 Invaliden und Pensionäre, 
9 sonstige und Berufslose, darunter 8 Witwen. 
Die Gesamteinnahme an Miete usw. betrug im Jahre 1911 55 568 Mk., die Gesamtausgabe 
51653,49 Mk., mithin Ueberschuss von 3914,51 Mk., der in den Reservefonds fliesst. 
Ausser diesen Häusern besitzt die Stadt noch 3 Häuser an der Flurstrasse, die vor einigen 
Jahren zum Preise von 172 416 Mk. angekauft wurden. In ihnen sind z. Z. 23 Familien mit zu 
sammen 123 Köpfen untergebracht. Von den Haushaltungsvorständen sind 22 Handwerker und 
Arbeiter, wozu noch 1 Witwe tritt. Der durchschnittliche Mietpreis bewegt sich zwischen 6 bis 8 Mk. 
und ist absichtlich so niedrig gehalten, um Leuten, „die, ohne arm im armenrechtlichen Sinne zu sein, 
trotz ihrer Bemühungen namentlich wegen der grossen Kinderzahl keine Wohnung finden können“, 
genügende Unterkunft zu gewähren. Die Einnahmen (1911: 7312 Mk.) bleiben im allgemeinen 
hinter den Ausgaben um etwa 1000 Mk. zurück. Zu gleicher Zeit mit dem Ankauf dieser Häuser 
erwarb die Stadt noch 2 Häuser an der Kaiserswertherstrasse zum Preise von 152 000 Mk., die 
zum Teil dem gleichen Zweck dienen, zum Teil jedoch zur Unterbringung von Obdachlosen. 
Bei allen diesen Wohnungen herrscht das Prinzip, „dass ihre Einnahmen und Ausgaben 
einander gegenseitig und in den verschiedenen Jahren so ergänzen, dass die Wohnungen sich 
selbst erhalten, ohne dass sie Zuschüsse aus der Stadtkasse bedürfen.“ Allerdings ist es, wie schon 
hervorgehoben, nicht immer möglich, diesen Grundsatz in der Praxis durchzuhalten. 
Einen dritten Schritt auf gleichem Wege bedeutet der Beschluss der Stadtverordneten 
versammlung vom 5. Juli 1910 auf Schaffung von Kleinwohnungen an der Essenerstrasse. Die 
Stadt hat zu diesem Zweck ein Gelände zum Bau von etwa 30 Häusern für 270 000 Mk. angekauft, 
in denen rund 240, hauptsächlich Zwei- und Dreizimmerwohnungen, eingerichtet werden sollen. 
„Sie sollen in bezug auf Einteilung, Grösse, Einrichtung und Ausstattung möglichst vollkommen sein 
und als vorbildlich gelten, sollen schlicht und einfach, aber solide, behaglich und zweckmässig einge 
richtet sein bei billigen Mieten.“ Die Kosten mit rund 1 700Ö00 Mk. werden aus einer Anleihe 
gedeckt, ausserdem hat die Stadt einen Betrag von 70000 Mk. für Kanalisationszwecke, Ausbau der 
Strassen usw. hergegeben. 
Die Stadt hat indessen noch auf andere Art ihren Grundbesitz in den Dienst der regulieren 
den Bautätigkeit gestellt, indem sie nämlich an gemeinnützige Bauvereine Gelände unter dem 
ortsüblichen Preis abgegeben hat. So erhielt der Düsseldorfer Spar- und Bauverein schon 
im Jahre 1899 3 Baustellen (11,42 a) an der Stahlstrasse zu mässigem Preise. Ein Viertel der 
Kaufsumrae wurde in bar bezahlt, der Rest mit 4°/ 0 Zinsen und 1 °/ 0 Amortisation kreditiert. Im 
Jahre 1900 erhielt er weitere 4 Baustellen von zusammen 13,20 a an der Stahlstrasse, im Jahre 
1903 16,32 a an der Suitbertusstrasse und 13,06 a an der Emmastrasse und im Jahre 1910 
6,51 a an der Stahlstrasse, sämtlich zu billigem Preise. 
Auch die Tätigkeit des Beamten-Wohnungsvereins hat die Stadt im Jahre 1900 durch 
Hergabe von 12 sehr günstig an der Luisen- und Pionierstrasse gelegenen Baustellen unterstützt, 
und zwar wurde die gesamte Fläche (30,54 a) 20 °/o unter dem Verkaufswerte abgegeben. Doch 
machte die Stadt hierbei zur Bedingung, dass beim Verkauf oder bei der Zwangsversteigerung eines 
der von ihr abgetretenen Grundstücke ein bestimmter Betrag für das Ar nachgezahlt werden müsse. 
Auf diese Weise hat die Stadt die dauernde Verwendung der veräusserten Grundstücke in 
gewünschtem Sinne sicher gestellt. 1901 wurde dem Verein ein Grundstück an der Franklinstrasse 
(6,54 a) ebenfalls zu mässigem Preise überlassen. 
') Vergl. auch für das Folgende a. a. O. S. 121.
	        
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