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XIV-
Die Kriegssteuer ist von allen Einnahmequellen die
nächste, sie wirft denn auch schon ihre Schatten voraus.
Unsere Geschäftswelt fragt, bei jedem Schritte besorgt:
„Ja. werde ich da nicht Kriegssteuer zahlen müssen?“
Es ist eben nicht jedermanns Sache, sich darein zu finden,
daß man einen Gesellschafter habe, der ohne die Gefahr
zu teilen, die Hälfte oder mehr von dem Nutzen in An
spruch nimmt. Die Ueberzeugtmg, daß die Erhaltung des
Staatskredites eine Sache sei, die jeden von uns angeht,
die von jedem Opfer fordert und einem jeden seine Opfer
lohnt — diese Ueberzeugung hat sich noch keineswegs
zur Geltung durchgerungen. So entstehen die seltsamsten
Zustände; man vermeidet es, Gewinne zu realisieren,
weil die hohe Abgabe eine Art Prämie für längeres Durch
halten zu bieten scheint. Am schärfsten tritt das natürlich
an der Börse hervor: und es ist nicht zuviel gesagt, wenn
man den ganz ungerechtfertigten Hochstand der Kurse
mit darauf zurückführt, daß die glücklichen Spekulanten
ihre Effekten lieber behalten, ehe sie von dem Gewinne,
den sie erzielen würden, so viel an den Staat abgeben.
Dieser Zustand ist für die Steuerträger, und noch
mehr für die Finanzverwaltung, durchaus unbefriedigend.
Eine Abhilfe wäre wohl nur darin zu finden, wenn für die
Ermittlung der Kriegssteuer, in weiterer Abweichung von
dem Personalsteuergesetze, auch die noch nicht reali
sierten, dem Werte nach bereits vorhandenen Gewinnste
maßgebend erklärt würden.*)
Im übrigen bedarf die Kriegssteuer einer mehr
durchdachten Behandlung, als ihr in den Stein
wend e Eschen Anträgen zuteil wurde. Kapitalsassozi
ationen progressiv nach der absoluten Höhe ihres Erträg
nisses heranzuziehen, ist ein Unding — nicht einmal so
sehr, weil den großen Unternehmen zu wenig, als viel
mehr, weil den kleinen zu viel bleibt. Wenn eine Gesell
schaft mit einem Kapitale von einer Million eine Million
verdient hat, ist es zu w-enig, wenn ihr 600.000 Kronen
genommen werden, weil ihr noch ein Gewinn von 40%
bleibt — wenn aber hundert Millionen, ja selbst wenn
zehn Millionen eine Million abgeworfen haben, ist
eine sechzigperzentige Abgabe zu hoch, weil nur 0.4%,
*) Ähnlich jetzt Antrag Dr. Schürff-Wedra im Abgeordnetenhause.