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die alte Lohnsumme zu erlangen, während bei den Zeitlöhnern
dieser Anreiz fortfällt. Daher haben auch fast immer bei der
Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden die Stücklöhner
den Ausfall an Arbeitszeit eher wettgemacht als die Zeitlöhner,
oft allerdings auf Kosten der Qualität des Produkts. Darüber
berichtet einer der ersten Unternehmer, die den Achtstunden
tag eingeführt hatten, Freese, folgendes; »Einem erheblichen
Widerstand begegnete ich bei den Arbeitern, deren Einkommen
durch den Fortfall der Überstunden scheinbar oder wirklich ver
mindert wurde. Bei den Akkordarbeitern war die Einbuße, die
sie durch die Verkürzung der Arbeitszeit erfuhren, sicher nur
scheinbar. Bei den Lohnarbeitern lag zweifellos ein Ausfall vor,
den ich nach der Lage des Geschäfts nicht überall durch Lohn
erhöhungen auszugleichen vermochte 1 ).« Aus allerneuster Zeit
teilt eine lederverarbeitende Fabrik mit: »Wir beschäftigen ge
lernte Sattler im Akkord, für die vorbereitenden Arbeiten aber
Hilfsarbeiter im Zeitlohn. Wir machen dabei die Feststellung, daß
jene mindestens 10% mehr, diese aber mindestens 15—20% weniger
leisten 2 ).«
b) Handarbeit und Maschinenarbeit. Große Unter
schiede stellen sich bei den Arbeitern heraus, die wesentlich
mit der Hand arbeiten gegenüber denen, die in der Hauptsache
an der Maschine beschäftigt sind. Während der Handarbeiter
durch persönliche Tüchtigkeit, Intelligenz, Aufmerksamkeit usw.
seine Leistung stark intensivieren kann, ist dies bei den Arbeitern
an der Maschine häufig nicht möglich. Ein Arbeiter in einer
Papierfabrik, der bei der jedesmaligen Umdrehung ein Blatt
Papier aus der Maschine zu nehmen hat, wird kaum in der Lage
sein, sein Arbeitsresultat wesentlich von sich aus zu verbessern.
Hier hängt alles von der Leistungsfähigkeit und der technischen
Einrichtung der Maschine ab. Dies gilt allerdings nur für die
sogenannten automatischen Maschinen. Günstiger liegt es bei
den nicht-automatischen Maschinen, bei denen wiederum die
persönliche Leistung des Arbeiters mehr hervortritt. Hier kann
der Arbeiter durch Aufmerksamkeit, Intelligenz und Wachsamkeit
bei der Bedienung und Pflege der Maschine das Resultat seiner
Arbeitsleistung weit mehr beeinflussen. Dies wurde von Harms
schon hervorgehoben in seiner Rede über den Maximalarbeitstag
x ) a. a. O., S. 26.
2 ) Wirtschaftskurve, 3. Heft, S. 61.