the scale towards document
und zweitens steht auch die Schwerindustrie, das großkapitalistische
Bürgertum, wirtschaftlich hinter der Reaktion (die wirtschaftliche Bedeutung des
Mittelstandes, der vor allem das 'unzufriedene Element in der Politik
darstellt, kommt gegenüber diesen Mächten nicht in Frage, es ist nur ein
Organ, Trabant der Reaktion).
Wir haben darauf hingewiesen, daß die bürgerliche Revolution in Deutschland
nicht zur endgültigen Durchführung gekommen ist, das heißt, daß das Bürger
tum aus eigener Kraft nicht den Feudalstaat in Deutschland erledigen, nicht
selber die für das Bürgertum charakteristischen politischen Machtmittel schaffen
konnte. Das, was geslchaffen worden ist, die deutsche Republik, die Verfassung
usw. sind Ergebnisse des 1 Zlusammenbrüchs und werden, wie die letzten Ereignisse
gezeigt haben, nicht vom Bürgertum, sondern von der Arbeiterschaft
geschützt. Nun sind wir, und das ist die Bedeutung des geschichtlichen Augen
blicks, in welchem wir in Deutschland stehen, jetzt gerade daran, die Voraus
setzung für eine bürgerliche Republik und für den Parlamentarismus erst zu
schaffen, nämlich die Ostelbier und die Junker in Deutschland zu beseitigen,
das heißt die bürgerliche Revolution auch in Deutschland zu Ende zu führen.
Das zu erwartende Ergebnis kann nicht auf das Konto des Bürgertums gesetzt
werden. Es wird durch die wirtschaftliche Kraft und das bewaffnete Auftreten
der Arbeiterschaft erreicht. Aber erst in dem Augenblick, in dem die wirt
schaftliche Macht (des Junkertums gebrochen ist, erst durch die Ent
eignung des Großgrundbesitzes wird der Feudalismus und das
Junkertum in Deutschland überwunden. Warum macht die Arbeiterschaft diese
Revolution, zu der das deutsche Bürgertum nie die Fähigkeit besessen hatr
Aus dem gleichen Grunde, aus welchem bei diesem Kampfe die Arbeiterschaft
nicht auf Unterstützung durch das Bürgertum rechnen darf, weil wir, wie
die Dinge in Deutschland gegenwärtig liegen, im Anschluß an die Durchführung
der bürgerlichen Revolution, in der wir gegenwärtig stehen, in die prolet a -
rische Revolution eintreten werden, an der die kapitalistische Gesellschaft
gar kein Interesse hat. In Wirklichkeit ist angesichts des völligen Versagens
des deutschen Bürgertums die proletarische Revolution zugleich die bürgerliche.
Die Bourgeoisie befindet sich in Deutschland tatsächlich in einer ganz üblen
Lage. Aut der einen Seite muß sie sich doch zu der ihrem WirtschaftS-
prinzip, der dem wirtschaftlichen Liberalismus entsprechenden Ver
fassung, d. h. der bürgerlichen Konstitution, dem Parlamentarismus und der
Demokratie bekennen, auf der anderen Seite stehen ihr aber zum Schutze
gegenüber der proletarischen Revolution, dem sozialistischen Aufstiege der Arbeiter
schaft nur junkerliche, feudalistische Machtmittel zur Verfügung.
Nun ist es nicht unsere Aufgabe, der Bourgeoisie aus der Klemme zu helfen.
Wir haben den Kampf gegen das Junkertum auch nicht wegen des Bürgertums
aufgenommen, sondern deswegen, weil die Beseitigung des Junkertums tat
sächlich (die Vorbedingung auch für die proletarische Revolution ist. Das,
was wir in den Märztagen 1920 in Deutschland erlebt haben, ist im Grunde
genommen die erste deutsche revolutionäre Bewegung gewesen. Alles andere
vorher waren die Folgen eines Zusammenbruches, notwendige politische Ergeb
nisse. Die Arbeiterklasse ist sich bei Kriegsende ihrer historischen Aufgabe
nicht bewußt gewesen, sie ist in ihrer Mehrheit vollständig von nationalistischen,
von kleinbürgerlichen Ideen durchsetzt gewesen, von denen sie sich erst unter
dem ungeheuren Druck, der durch die feudalistisch-junkerliche Regierungsart
Noskes und seiner Generale auf sie ausgeübt wurde, immer mehr fieigemach
Lat. Das Ergebnis dieser zwangsläufigen Entwicklung ist der einheitliche
Aufstand der Arbeiterschaft zur Abwehr des reaktionären Rutsches am 13, Marz
gewesen. Das bedeutet einen ungeheuren Fortschritt.
In der gleichen Richtung der Entwicklung liegt der Ausfall der Reichstags-
19