Die Malthuslehre.
Die Volkszahl und deren Änderungen sind nicht nur für
das Leben des Staates und die Volkswohlfahrt von Wichtigkeit,
sondern die Kenntnis derselben ist auch von hoher wissenschaft
licher Bedeutung.
Infolgedessen hat sich im Laufe der Zeiten eine besondere
Wissenschaft, die Bevölkerungslehre, gebildet. Sie zerfällt in
1. die Bevölkerungsstatistik, die sich mit der Zusammenstellung
des einschlägigen statistischen Materials befaßt, 2. die Theorie
der Bevölkerungslehre (Populationistik), welche die sich aus
den statistischen Daten ergebenden Gesetzmäßigkeiten beleuchtet,
und 3. die Bevölkerungspolitik, welche die Aufgaben be
handelt, die sich aus Statistik und Populationistik für das öffent
liche Leben, insbesondere für ein ordnendes Eingreifen der
Staatsgewalt, ergeben.
Die ersten Keime dieser Wissenszweige reichen bis ins
Altertum zurück, indem man schon damals für Zwecke der poli
tischen Verwaltung, insbesondere der Besteuerung, die Volkszahl
zu ermitteln trachtete. Mit fortschreitender politischer Entwicklung
entstanden auch Listen über Geburten, Heiraten und Sterbefälle.
Die mit Hilfe dieser Listen gewonnenen Erfahrungen verwendete
man späten z. B. bei der Errichtung von Bentenanstalten. Seit
dem 17. Jahrhundert gewannen diese Arbeiten immer mehr an
wissenschaftlicher Vertiefung. Heute bilden sie ein wichtiges und
umfangreiches Wissensgebiet. —
Im Mittelalter war Europa allen Anzeichen nach wohl
bevölkert. Später trat jedoch entschieden Rückgang und Verfall
ein (Spanien nach der Zeit der Araber, Italien während einiger
Jahrhunderte, die Mongolen- und Ttirkenzeit in Osteuropa).
In Deutschland hatte der Dreißigjährige Krieg die Be
völkerung um die Hälfte vermindert. (1618: 25 Millionen gegen