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Rübenzuckerindustrie besitzen, die zum Absatz ihres Erzeugungs
überschusses in normalen Zeiten aus den Weltmarkt angewiesen ist,
es jedenfalls bis zum Kriegsbeginn dauernd war. Der Anteil, den
die Rohrzuckerindustrie an der Versorgung des Weltzuckermarktes
nehmen konnte, hat sich freilich in den letzten Jahrzehnten zu
sehends wieder zuungunsten der Rübenzuckerindustrie verschoben.
Der Anteil des R^beüzr^crs an der ganzen Zuckergewinnung
der Erde war znerid in den fünfziger Jahren mit 14 v. H.
bedeutend, stieg Ende der sechziger Jahre auf ein Drittel, Anfang
der neunziger Jahre über die Hälfte, um die Jahrhundertwende auf
nahezu zwei Drittel der Gcsamterzeugung. Später nahm umgekehrt
die Rohrzuckergewinnung rascher zu als die Rübenzuckerherstellung.
Im Betriebsjahre 1900/01 stand eine gesamte Rohrzuckercrzeugung
von 3 643 445 Tonnen einer Rübenzuckererzeugung von 6 123 418
Tonnen gegenüber. 1908/09 stellten sich die Zahlen schon aus
7 654 290 Tonnen für Rohr- und 6 927 875 für Rübenzucker.
1914/16 wurden aber bereits 10 072 471 Tonnen Rohrzucker gegen
8215445 Tonnen Rübenzucker erzeugt (vergl. Übersicht auf S. 3 bis4).
Die Rübenzuckerindustrie verdankt ihre Entstehung
dem deutschen Chemiker Markgraf, der im Jahre 1747 das Vor
handensein von Zucker in der Runkelrübe nachwies. Die eigentliche
Wiege der Rübenzuckerindustrie stand in Schlesien, wo Franz Achard,
ein Schüler Markgrass, um 1800 die erste gewerbliche Anlage zur
Herstellung des Zuckers aus den von ihm besonders dazu gezüchteten
Runkelrüben schuf. Die Kontinentalsperre gegen England begünstigte
die Entwicklung der jungen Industrie, die jedoch zunächst über be
scheidene Anfänge nicht hinauskam. Erst mit Beginn der dreißigei
Jahre des vorigen Jahrhunderts gewann die Herstellung von Rüben
zucker in Deutschland an Umfang. Die Statistik verzeichnet für das
Betriebsjahr 1836/37 122 Zuckerfabriken mit einer Erzeugung von
etwa 28 000 Zentner Rohzucker und einer Rübenverarbeitung von
etwa ^ Million Zentner. Die Gesamtverarbeitung aller Fabriken
war also ungefähr ebenso groß, wie heute die Verarbeitung einer
einzigen kleineren Fabrik. Begünstigt durch steuerpolitische Maß
nahmen, die zu steter Verbesserung der Ausbeute anregten, durch
erfolgreiche wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Zucker
chemie, und nicht zum letzten durch Fortschritte iu der Züchtung einer
widerstandsfähigen und sehr zuckerreichen Rübe, hat sich die deutsche
Zuckerindustrie in dem kurzen Zeitraum von etwa 80 Jahren zu
stolzer Höhe emporgeschwungen. Im Jahre 1913/14 arbeiteten
341 Fabriken; sie erzeugten aus 340 Millionen Zentnern Rüben über
64 Millionen Zentner Rohzucker.