Full text: Fünfzig Jahre Gewerbe-Gesellschaft zu Lübeck

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des Gewerbestandes standen im Vordergrund des allgemeinen Interesses. Es mußte etwas geschehen, 
und die Überzeugung, daß genug geredet worden sei, daß man zu Taten schreiten müsse, gewann 
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die Oberhand. Daß die Einführung der Gewerbefreiheit auch in Lübeck nur noch eine Frage der 
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Zeit sei, stand fest, daß man aber den neuen Verhältnissen den Boden bereiten müsse, erkannten 
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alle Einsichtigen, und aus dieser Stimmung heraus bildete sich im Schoße der Gesellschaft zur 
Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit eine Gruppe von Männern, die den festen Willen hatten, dem 
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Gewerbestand zu helfen und eine Organisation zu schaffen, die vielleicht berufen sein könnte, den 
Handwerkern das, was sie durch Aufhebung der Zünfte verlieren mußten, in einer dem Geiste der 
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neuen Zeit entsprechenden Form zu ersetzen. In regem Gedankenaustausch wurde der Plan erwogen, 
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eine neue Vereinigung zu bilden. Die gemeinnützige Gesellschaft billigte den löblichen Vorsatz von 
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vornherein und beschloß, auf Antrag des Gewerbeausschusses in ihrer Deliberationsversammlung 
vom 20. Januar 1863 die Gründung einer Gewerbegesellschaft, die als ein Institut des 
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Gewerbeausschusses ins Leben treten sollte und für die schon am 14. Februar 1863 ein „Reglement“ 
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festgestellt wurde. 
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ln den Gewerbeausschuß konnte seit dem 8. April 1862 jedes Mitglied der Gesellschaft zur 
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Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit eintreten, in die Gewerbegesellschaft aber auch Nichtmitglieder. 
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Der Gewerbeausschuß sicherte sich nur dadurch eine gewisse Einwirkung auf die Arbeiten und 
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Geschäfte der von ihm ins Leben gerufenen Gewerbegesellschaft, daß er deren Vorstand auf neun 
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Personen festsetzte, von denen er fünf aus seiner Mitte selbst wählen wollte. 
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Die sofort vorgenommene Wahl fiel auf die Männer, die sich bisher am lebhaftesten an den 
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i Vorarbeiten beteiligt hatten, nämlich auf Gasdirektor C. Stooß, Hauptlehrer C. Claus, Fabrikant 
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A. H. Runge und Redakteur Dr. Grub e. Mit Feuereifer gingen diese fünf Männer an die 
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Arbeit, am 22. Februar 1863 erließen sie einen öffentlichen Aufruf und es gelang ihnen, in wenigen 
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; Tagen etwa 50 Mitglieder anzuwerben, von denen 26 auch persönlich dem Rufe zu der am 
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1. März 18 63 anberaumten konstituierenden Versammlung Folge leisteten, ln 
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dieser denkwürdigen Versammlung, in der unsere Gewerbegesellschaft ins Leben trat, wurden 
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Fabrikant D e u s t e r , Klempnermeister P. H. Fischer, Fabrikant G r i m m und Maurermeister 
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M e i n s als weitere Vorstandsmitglieder gewählt, und beschlossen, daß der Donnerstag als regel- 
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mäßiger Versammlungstag von 8 Uhr abends an gelten solle. 
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Als Zweck der Gewerbegesellschaft wurde die Förderung und Belebung des hiesigen Gewerbes 
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erklärt, und diesen Zweck wollte man erreichen durch Veranstaltung von Vorträgen und Be- 
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: sprechungen über gewerbliche Gegenstände, ferner durch Veranstaltung von Ausstellungen gewerb- 
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lieber Erzeugnisse, Rohprodukte, Modelle und Maschinen, durch Anlegung eines Fragekastens, 
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durch Einrichtung eines Lesezirkels und anderer Unternehmungen, die sich als förderlich oder 
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nützlich heraussteilen würden. Als Jahresbeitrag waren 2 Jf- 8 ß zu entrichten, und damit konnte 
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man für den Anfang auch recht gut auskommen, da der Gewerbeausschuß bereit war, aus seinem 
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Betriebskapital*) Zuschüsse zu leisten, wenn es nötig werden sollte, und da die Gesellschaft zur 
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Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit ihre Räume unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte. 
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Die erste Arbeitsversammlung fand am 12. März 1863 statt. Prof. Dr. Ravit führte den 
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Vorsitz und betonte in seiner Begrüßungsrede, daß die Aufgaben der neuen Gesellschaft zweifellos 
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gemeinnützig genannt werden müßten, und daß sie deshalb eine echte Tochter ihrer „Mutter“ 
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sei. Durch die Unterstützung des Einzelnen werde das Ziel, die Gesamtheit zu heben, erreicht 
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; werden, denn auf dem Wohlergehen des Einzelnen beruhe das Wohl des Ganzen. Den ersten auf 
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*) Dieser Ausschuß hat durch den oben erwähnten Beschluß der Gesellschaft vom 8. April 1862 eine völlig 
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veränderte Organisation und mit dieser das Recht zur unbeschränkten Vermehrung seiner Mitglieder erhallen. Das zur 
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Verwaltung der aufgehobenen Gewerbsniederlage benutzte Betriebskapital war infolge einiger Verluste auf 10 050 Jf. 
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herabgesunken, erhöhte sich aber durch den Ertrag unverwendeter Zinsen etc. auf 10 382 Jf. Die Zahl der Mit- 
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glieder des Ausschusses wurde um das Dreifache des früheren Bestandes erhöht. 
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