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H zwei Abende verteilten Vortrag hielt der Hauptlehrer der Gewerbeschule C. Claus, und zwar über g
g Verwesung, Fäulnis und Gährung, und es gab damals Leute, die glaubten, daß Claus nicht über ||
H die drei Zersetzungsprozesse, denen organische Körper nach dem Aufhören der Lebenstätigkeit g
H ausgesetzt sind, sprechen wolle, sondern über das schon im Zersetzungsprozeß befindliche ||
g Zunftwesen. Ob es klug gewesen wäre, die Streitfrage des Tages gleich in der ersten Sitzung g
g in satyrischer Form zu behandeln, muß sehr zweifelhaft erscheinen, jedenfalls war es besser, daß g
g sich Claus streng an sein angekündigtes Thema hielt, denn es galt vor allem zu zeigen, daß die g
H Gewerbegesellschaft praktische Arbeit leisten wolle, im Gegensatz zu so vielen Vereinigungen, in g.
g denen man rosenrote Bilder der Zukunft ausmalte und darüber vergaß, der Gegenwart zu helfen, g
g Die Gewerbetreibenden begrüßten die neue Gesellschaft mit Freuden und die Verständigsten waren g
g es, die den leitenden Männern zuriefen, was Emanuel Geibel bei anderer Gelegenheit in die treffen- g
g den Worte zusammenfaßte: g
„Aber jetzt versäumt die Frist
Nicht mit Glanzentwürfen,
Und vor dem, was lieblich ist g
Schafft, was wir bedürfen 1“ g
Claus behandelte seinen Stoff mit großem Geschick und er verstand es, die Zuhörer lebhaft zu g
g interessieren, es herrschte eine angeregte Stimmung, und mit der gleichen Aufmerksamkeit, die man dem g
g Vortrage geschenkt hatte, folgte man den Erklärungen, mit denen Klempnermeister G. H. Pfeiffer g
g die Vorführung seiner neuen Kartoffelschälmaschine begleitete. Dann kam der Schneidermeister g
g Ferdinand Bölling an die Reihe, der eine sehr große Nähmaschine erläuterte. Außerdem g
g waren noch zwei kleinere Nähmaschinen ausgestellt, die schon dadurch besonders bemerkenswert g
g erschienen, daß sie in Lübeck angefertigt waren, und zwar die eine von dem Graveur Schmidt, g
g die andere von Schlossermeister Vieh weg er. Auch diese Maschinen wurden eingehend besichtigt g
g und gaben Anlaß zu allerlei Fragen und Antworten, und das erscheint nur natürlich, war doch die heute g
H so unentbehrliche Nähmaschine damals hier noch wenig im Gebrauch. Sie fand bekanntlich erst in den g
g fünfziger Jahren Eingang in Deutschland und begegnete zunächst allerlei Vorurteilen, die, wie es g
M scheint, auch hier geteilt wurden, aber man freute sich doch, daß Lübecker Meister imstande g
g waren, ebenso gute und obendrein noch billigere Maschinen zu bauen, als die auswärtigen Fabriken, g
Damit war die Tagesordnung erschöpft und der Vorstand hatte gezeigt, wie er sich die Ver- g
g sammlungsabendc dachte. Der glückliche Anfang versprach ein schönes Gedeihen, und wie sehr g
g man dem Bedürfnis entgegengekommen und das rechte getroffen hatte, bewies am besten die g
g glückliche Weiterentwicklung der Gewerbegesellschaft. g
ln der zweiten Versammlung war bereits ein Fragekasten aufgestellt und nach dem Vortrage =
M wurde die Vorgefundene Frage nach eifrigem Meinungsaustausch sofort beantwortet. Zum Schluß M
g gab es wieder neue Nähmaschinen usw. zu sehen und in ähnlicher Weise verliefen nun auch die g
g folgenden Versammlungsabende.
Die Zahl der Mitglieder stieg schon im ersten Vierteljahr von 31 auf 105, der am 9. April g
g ins Leben gerufene Lesezirkel fand sofort 66 Teilnehmer und es fehlte nie an Männern, die bereit g
g waren, Vorträge zu halten oder sehenswerte Gegenstände auszustellen. Der Fragekasten wurde g
g gerne benutzt und so freuten sich die Mitglieder von einem Donnerstag zum anderen, bis die g
g Sommermonate die übliche Unterbrechung herbeiführten.
Die Tätigkeit der Gewerbegesellschaft wurde bald nach außen fühlbar, der Unternehmungsgeist g
g wurde belebt und als der Gedanke aufkam, mit dem alljährlichen Volksfest diesmal auch eine g
g Gewerbeausstellung zu verbinden, meldeten sich sofort die Aussteller in so großer Zahl, daß vor g
g dem Burgtore eine eigene Halle erbaut werden mußte, um alles gut und wirkungsvoll unterbringen g
g zu können. Da die Gewerbegesellschaft im Sommer nicht tagte, haben Gasdirektor S t o o ß, g
g C. C1 a u s und Dr. Grube als Mitglieder des Gewerbeausschusses einen Bericht über die gut =g
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