Full text: 20 Jahre Handelsvertragsverein

17 
poliiischen Flugschriften“ veröffentlicht, ln einer ausführlichen 
Denkschrift von Mitte März 1911 unterbreiteten wir dann dem 
Reichspostamt den Antrag, im Sinne des Weltpennyportos bei dem 
bevorstehenden Weltpostkongreß in Madrid einzutreten, einstweilen 
aber mit möglichst vielen Auslandsstaaten analoge Sonderpostver 
eine, wie mit Oesterreich und Ungarn und den U.S.A., abzuschließen, 
insbesondere das Gebiet des Deutsch-ösierreichisch-ungärischen 
Postvereins durch Ausdehnung auf die mit nur einem seiner Mit 
glieder im Posfverein stehenden Länder zu einem „Mitteleuropäi 
schen Postverein“ zu erweitern und in diesen auch unsere Kolo 
nien einzubeziehen. — Schließlich wandten wir uns an das Ausland 
selbst und es gelang uns, in fast allen Ländern die führenden wirt 
schaftlichen Interessenvertretungen für die Unierstüfeung des Welt- 
pennyportos und zur Unterzeichnung der nachstehenden Erklärung 
zu gewinnen: 
Petition 
um Einführung des WeltAjfoschenportos, 
td. h. Anwendung der heutigen internen Portosäfee auf den gesamten 
in- und ausländischen Postverkehr aller Länder). 
Das nunmehr seit 37 Jahren unverändert bestehende internatio 
nale Porto in Höhe des doppelten Inlandsportos wird längst als 
viel zu hoch empfunden und wirkt verkehrshemmend. 
Die Unhaltbarkeil dieser hohen Portosüfee hat bereits in 
ständig wachsendem Umfange zur Bildung von Sonderpostvereinen 
geführt, durch welche benadibarte oder befreundete Staaten die 
Anwendung des internen Portos für den Postverkehr untereinander 
vereinbarten Dank solcher Sonderpostvereine zahlen heute tatsäch 
lich bereits über 40% — (für viele Länder bereits 75-90%!) — aller 
internationalen Briefe nur noch Inlandsporto. 
Auf diese Weise ist — verstärkt noch durch die auf dem 
lefeten Weltposivereinskongrefe 1906 entstandenen Unterschiede der 
Briefgewichtsgrenzen in verschiedenen Ländern — die früher wenig 
stens vorhandene Einheitlichkeit und Uebersichtlichkeit des Welt 
portotarifs bereits völlig in die Brüche gegangen. 
Die von der Durchführung des Welt-Grosdienpoitos befürch 
teten finanziellen Ausfälle können nur gering sein und würden vor 
aussichtlich den meisten Staaten kaum fühlbar, schlimmstenfalls 
aber im Laufe weniger Jahre überwunden sein. 
Von der Verbilligung des Weltportos ist zweifellos eine starke 
Zunahme des internationalen Postverkehrs zu erwarten, die auch 
den inländischen Postverkehr steigern und somit die Gesamtporto 
einnahmen vergrößern helfen würde. Die durch die Verkehrssteige 
rung entstehenden Mehrausgaben dürften ober nur gering sein, so- 
dafe sie kaum ernstlich in Betracht kommen. 
Die durdi dos W'eli-Groschenporto — insbesondere infolge 
erleiditerten Massenversandes von Geschäfts-Briefen und -Druck 
sachen — geförderte Entwickelung des internationalen Handels 
würde, von sonstigen günstigen Folgen auf das Wirtschaftsleben 
ganz abgesehen, den Staatskassen erhöhte Zolleinnahmen 
bringen. 
Jedes weitere Hinausschieben der Reform erschwert ihre Durch 
führung, da bei dem ständigen Wadistum des Briefverkehrs die 
theoretischen Einnahmeausfälle ebenfalls mit jedem Jahr größer 
erscheinen müssen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.