Full text: 20 Jahre Handelsvertragsverein

vertragsverein und andere deutsche Interessenvertretungen der 
französische Rechtsanwalt Lucien Coquet heran mit der Anregung 
zur Gründung einer deutschen Handelskammer in Paris und Ab 
schlusses eines deutsch-französischen Handels- und Tarifvertrages. 
Wir erwiderten, daß wir aus bestimmten Gründen diese beiden Ziele 
für z. Z. unerreichbar erachteten, aber die Gründung eines gemein 
samen Deutsch-Französischen Wirtsdiaftsvereins mit Zweigstellen in 
Berlin und Paris empfehlen würden, welcher im wesentlichen die 
Aufgaben einer dtsch.-frz. Handelskammer erfüllen und evtl, auch 
den Abschluß eines Handelsabkommens allmählich vorbereifen 
könne. Unserer Anregung nachkommend fand am 19. Nov. 1907 im 
Hause unseres damaligen Vereinsvorsitzenden, Stadtrat Heinrich 
Flinsch-Frankfurt a. M., eine gemeinsame Aussprache einiger nam 
hafter deutscher und französischer Vertreter von Industrie und 
Handel statt. Sie führte zur Gründung eines deutschen sowie eines 
französischen Komitees. Aus ihnen entstand dann in Paris das 
nacheinander unter Leitung von Senator Pierre Baudin, Rene Millet 
und Maurice Ajam stehende — „Comite Commerciel Franco Alle- 
mand“, in Deutschland „der Deutsch-Französische Wirtschafts 
verein", dessen Leitung erst Herf Flinsch selbst, später der jefeige 
Präsident der Reichsrücklieferungskommission Herr Kommerzienrat 
Dr. Guggenheimer übernahm, und dessen Geschäfte noch heute in 
den Raumen des HW. geführt werden. 
Ein zweiter, doppelstaatlicher Verein, den wir aus der Taufe 
hoben, war der Deuts ch-Rumänisdie Wirts chafts- 
verein. Er erwuchs aus einer Konferenz deutscher Interessenten 
an Rumänien, welche der Handelsverfragsverein anläßlich der dor 
tigen großen Wirtschaftskrise am 16. April 1913 nach Frankfurt a. M. 
berief. Es wurde ein sehr tüchtiger ständiger Vertreter und Kor 
respondent in Bukarest gewonnen: Herr Peter Tenhof, welcher den 
Interessenten regelmäßig vertrauliche Wochenberichte sandte. 
Die Organisation wurde unter obigem Namen zunädist ebenfalls in 
den Räumen des HW. geleitet. Als dann im jahre 1917 nach Be- 
sefeung Rumäniens durch die deutschen Truppen, die Möglichkeit 
entstand, die großen dortigen Außenstände deutscher Firmen auf 
direktem Wege einzuziehen und zu diesem Zwecke auf Veranlaffung 
und unter Leitung des Herrn Handelsrichters — jefeigen Ministerial 
direktors im Auswärtigen Amt — Gustav Berendt ein „Gläubfger- 
schufeverband für Rumänien“ gegründet wurde, schloß sie sich mit 
diesem zu einem großen (jefet unter Leitung von Exzellenz v. Linde- 
quisf stehenden) Verbände zusammen, der dann ihren Namen 
übernahm. 
ln ähnlicher Weise wurde ein, auf Anregung von ungarischer 
Seife bereits in Gründung befindlicher „D e u t s ch - U n g a r i - 
scher Verband“ im Jahre 1911 aufgegeben zugunsten des 
gleichzeitig durch Geheimraf Paasche M. d. R, und Syndikus Brandt 
gegründeten „Deutsch-Oesterreich-Ungarischen Wirtschaftsvereins“, 
in dessen leitenden Ausschuß dafür der Handelsvertragsverein durch 
seinen damaligen Vorsifeenden, Herrn Stadfrat Heinrich Maas, ver 
treten wurde. 
Sodann hat der Handelsverfragsverein dazu beigetragen, den 
„Deutsch-Schwedischen Wirfschaftsverein“ mit ins 
Leben zu rufen und ihm aus seinem Mitgliederkreise eine größere 
Anzahl Firmen zugeführt. 
Als lefeter sei noch der „Deutsch-Britische Wirt- 
schaffsverein erwähnt, welcher — nach Umwandlung des oben 
genannten Schufekomitees der in England liquidierten Firmen in ein 
allgemeines Komitee für alle Länder — sich zur besonderen Be-
	        
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