Full text: Zur Zollfrage

mehr, als sie im Frieden gekostet haben. Eine weitere Ver— 
schuldung wäre nichts anderes als sträflicher Leichtsinn und des— 
halb muß in erster Linie die Existenzmöglichkeit der Landwirt⸗ 
schaft überhaupt durch ausgleichende Gerechligkeit hergestelll 
werden. Es ist ferner völlig ausgeschlossen, daß eiwa die Reichs⸗ 
bank auf Kosten der anderen Bevölkerung der Landwirtschaft 
verbilligte Kredite in irgend erheblicherem Ausmaß zuweisen 
iye Also auch dieser Ral ist dazu verurleiltl, reine Theorie 
zu en. 
Zu 8. Die Spanne Erzeuger — Kleinhandelspreis ist durch die 
wirtschaftlichen Verhältnisse bedingt. 
Gewiß haben sich viele Existenzen in den Handel einge— 
schlichen, die nicht hineingehörten. Die letzte Entwickelung aber 
hat viele solcher Existenzen ausgeschieden uͤd wird es weiter sun. 
Aber auch der Handel hat, wie gerechterweise zugegeben werden 
muß, schwer unter der Entwicklung gelitten. Sein Betriebs— 
kapital ist verloren und niemand dent daran, ihm diese Betriebs— 
mittel, die er im Betriebe arbeiten ließ, zu erstatten. Der Handel 
ist auf teuren Kredit angewiesen und ist ebenfalls steuerlich un— 
geheuer belastet. Zahlreich sind die Versuche, die auf dem Gebiet 
der Verkürzung des Weges vom Erzeuger zum Verbraucher ge 
macht sind. Am extremsten bestand dieser Zustand, als Staat 
und Kommunen selbst mit Margarine, Kartoffeln u. a. m. han— 
delten. Von einer Verbilligung war leider nichts zu merken, die 
zum Teil schweren Verluste wurden durch Steuern gedeckt. Wenn 
beim Handel die Belastung durch die Zwischenverdienste wirklich 
so hoch wären, dann müßten doch z. B. die Konsumvereine das 
Brot nicht um einen Pfennig, sondern um viele Pfennige je Pfund 
billiger verkaufen können? Man sollte mit Verallgemeinerungen, 
die lediglich einen Kampf aller gegen alle bedeuten, recht vor— 
sichtig sein. 
Zu 9. Der europäische Landwirt ist nicht mehr Urproduzent. 
Diese Behauptung wird durch das Gesetz vom abnehmenden 
Bodenertrag bewiesen. Geheimrat Sering betont den abnehmen— 
den Bodenertrag und die dadurch bedingte Überlegenheit der Pro— 
duktion in Übersee. Der Bodenertrag kann sich aber auf die 
Dauer nur hallen, wenn dem Boden diejenigen Nährstoffe, die 
ihm durch die Frucht entzogen sind, wiedergegeben werden. Ist 
dies nicht der Fall, dann muß der Bodenoerkrag sinken. Wenn 
dem Boden aber durch Kullkur und unstdünger mehr Rährstoffe 
zugeführt werden, dann nimmt der Bodenerkrag zu. Schon ein 
Erhalten derjenigen Erntemengen, die der Boden beĩ der In⸗ 
kulturnahme hergibt, kann also vereits als Herstellung von Ver⸗ 
edelungsproduften angesprochen werden. Denn wenn der Ertrag 
gesteigert wird, haben wir es mit einem von Menschenarbeit her 
gestellten Veredelungsprodukt zu tun und nicht mehr mit einem 
Urprodukt, das gleichsam „ein Geschenk der Erde“ ist. Bei der 
hohen Intensität, die die deutsche Landwirtschaft heute aufweist, 
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