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Wunsch, mit Kanada zu arbeiten, in der letzten Zeit in einem sehr
großen Teil der deutschen Industrie und des deutschen Handels
erwacht, und zweifellos sind große Anstrengungen gemacht worden,
diesen Wunsch in die Wirklichkeit zu übertragen. In erster Linie
wandte man sich an die deutschen Konsulate mit der Bitte, ge
eignete Vertreter für diesen oder jenen Artikel ausfindig zu
machen. In einigen Fällen mag dieser Weg zum Ziele geführt
haben, aber in der weit überwiegenden Zahl dürfte nicht das ge
ringste ausgerichtet worden sein. Infolge der Beschäftigung mit
anderen Sachen sind trotz des besten Willens die Konsulate gar
nicht in der Lage, die eingehenden Anfragen wirklich detailliert
zu behandeln, und Nachforschungen zu veranstalten, ob dieser oder
jener Artikel für die Firma, welche auf der Konsulatsliste steht,
auch tatsächlich geeignet ist. Es werden dem Anfragenden eine
Reihe von Firmen, welche vielleicht in Betracht kommen könnten,
genannt; dann setzt ein Briefwechsel zwischen dem Fabrikanten
und den genannten Firmen ein, und nach mehreren Monaten stellt
es sich heraus, daß die betreffenden Agenten gar nicht in der Lage
find, die Vertretung zu übernehmen, und der Fabrikant gibt, weil
er keinen anderen Weg sieht, einfach feine Absicht, mit Kanada in
Geschäftsverbindung zu treten, auf.
Diesem Übelstande abzuhelfen, war mit eine der Hauptauf
gaben des Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsvereins, und es sind ge
rade im letzten Jahre in dieser Hinsicht überraschende Erfolge er
zielt worden.
Die deutsche Ware ist in Kanada aus mancherlei Gründen in
der letzten Zeit etwas zurückgedrängt worden. Es erfordert daher
große Opfer an Zeit und Geld, das Verlorene wieder einzuholen.
Dieses kann seitens des einzelnen vielleicht durch intensive Tätig
keit und genaues Studium des Marktes erreicht werden. Für die
Allgemeinheit aber kann eine Belebung des deutschen Exportes
nur dann stattfinden, wenn sich die am Handel interessierten
Firmen in größerem Maße als bisher zusammenschließen, um auf
diese Weise ihre Forderungen nach einer besseren Vertretung in
Kanada und vor allen Dingen nach endgültiger Regelung des
Zollverhältnisses nachdrücklich zu verlangen. Denn solange die
deutsche Industrie nicht mit einem langfristigen Handelsvertrags
rechnen kann, und solange sie den anderen europäischen Ländern
gegenüber in zollpolitischer Hinsicht benachteiligt ist, dürfte eine
Änderung des heute unbefriedigenden Zustandes kaum eintreten
und dieses wichtige Absatzgebiet weiter verschlossen bleiben.