Full text: Das deutsch-französische Wirtschaftsproblem

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5. Kapitel. 
Frankreich in Deutschland. 
Ich werde jetzt sehr vielen Franzosen eine Illusion 
rauben: In Nürnberg werden keine Puppen hergestellt, die 
Nürnberger Spezialität ist vielmehr mechanisches Spielzeug. 
Die fünf oder sechs großen Firmen, die das Monopol für 
diesen Artikel haben, versenden jedes Jahr über die ganze 
Welt Tausende und Abertausende von Lokomotiven, Motoren, 
Phonographen, Kinematographen, elektrischen Scheinwerfern, 
Baukästen usw. Puppen werden nur in der kleinen Stadt 
Sonneberg in Thüringen hergestellt. 
Nürnberg ist die Stadt des Mechanismus. In den 
Werkstätten des Hauses Bing wird alles Metall, das eine 
Maschine in Barren- oder Stabform aufnehmen kann, von 
einer Armee von Metallarbeitern unmittelbar umgeformt, und 
in wenigen Sekunden erscheint es in fein zugerichteter und 
für den herzustellenden Gegenstand passender Form. Die 
Aufgabe des Arbeiters besteht nur darin, die von der Maschine 
geschnittenen oder geformten Stücke zusammenzusetzen. Niemals 
sah ich einen komplizierteren Betrieb als den von Adler, 
Frankfurt a. M., wo Hunderte von Maschinen — meist 
amerikanische — Tausende von Arbeitern ersetzen. 
Jede dieser wunderbaren Maschinen ersetzt fünf gelernte 
Arbeiter und bedeutet eine ungeheure Zeitersparnis in der 
Fabrikation. Meines Erachtens liegt in diesem Zeitersparen 
eine der Hauptursachen für die Erfolge der deutschen Industrie. 
Die Fabriken sind derart eingerichtet, daß die Arbeit niemals 
aufgehalten wird, sondern stets fortschreitet. Eine Kraft treibt 
die andere, unaufhörlich bis in die Versandabteilung. In 
dem Betriebe von Borsig in Berlin konnte beispielsweise auf
	        
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