I. Der Imperialismus.
Von dem Tage, wo die Menschheit den Acker zu bauen
begann, hat sie erkannt, daß die Friedensarbeiten ein
träglicher sind als blutige Kriege. In einer uns näher
liegenden Epoche hat sich eine andere Idee Bahn gebrochen,
und zwar die von der Ausdehnung der Völker zu dem Zweck,
ein Land vom Standpunkt seiner Produktion aus zu or
ganisieren. Das berühmteste Beispiel für diese Entwicklung
menschlichen Denkens liefert uns die Geschichte Roms. Als
Rom den höchsten Gipfel seiner Macht erreicht hatte, erklärte
es unaufhörlich, es würde nur Krieg führen, um den Frieden
um so besser zu sichern. Das war die berühmte Theorie der
pax romana. Immer wenn Feldherrn wie Alexander, Cäsar,
Karl der Große oder Napoleon auftraten, haben wir ge
sehen, daß sie den Besitz zu vergrößern trachteten, um einen
Frieden zu erlangen, der vorteilhafter ist als der Kriegs
zustand selbst.
Das nennt man Imperialismus, d. h. die unbeschränkte
Ausdehnung eines Volkes oder einer Rasse, die dem Wunsche
entspringt, eine ungeheure Menschenvereinigung zu bilden,
einig in dem Bestreben, auf friedlichem Wege von der Erde
Besitz zu ergreifen. Sie werden mir erwidern, daß ich hier
transzendentale Philosophie treibe; aber Sie werden sehen, wie
notwendig dies für mein Thema ist, denn diese primitive
Idee, die auch die Grundlage für die Konflikte des Jahres