stere war freidenkender Liberaler, der zweite gläubiger
Katholik und zu keinem Kompromiß geneigter Reak
tionär. Der erstere hatte unter den jüdischen Journa
listen persönliche Freunde, der zweite bedachte sie
mit so vielsagenden Bezeichnungen, daß Conrad sie
in seinen Erinnerungen nur durch Punkte angedeutet
hat. Aehnliche Vergleiche könnten noch mehr ange
stellt werden. Mir persönlich handelt es sich aber nicht
darum, sondern nur um die Frage, ob wirklich nur
der augenscheinliche Irrtum, über das angebliche Kom
plott der Dynastien in Konopischt zur Entfeßlung
des Weltkrieges das treibende Motiv des Antrages
Bartosek gewesen ist.
Wenn Konopischt den Kindern des Erzherzogs
Rudolf gehört hätte und zwar unter ganz ähnlichen
Umständen, wie sie in den Jahren 1914 bis 1918
eingetreten sind, also den Kindern eines in Sarajevo
ermordeten Rudolf mit den Liebschaften und öffent
lichen Beziehungen jenes Rudolf, — ich möchte glau
ben, daß Dr. Bartosek seinen Antrag gewiß nicht
gestellt und das Parlament ihn auch nicht angenom
men hätte. Ich sage es offen heraus: Es ist wahr
scheinlich, daß die Kinder Franz Ferdinands nicht
deshalb zu Bettlern gemacht worden sind, weil die
Gerechtigkeit der Geschichte es so forderte, sondern
weil es der sogenannte „Freie Gedanke“ wünschte.
Sicherlich ist Dr. Bartosek dessen offizieller Vor
kämpfer. Ich bezweifle nicht, die Zustimmung der
Mehrzahl meiner Leser zu finden, wenn ich behaupte,
daß das Interesse des sogenannten „Freien Gedan
kens“ nicht von einer solchen Bedeutung ist, daß ihm
zuliebe unser Volk und unser Staat ihre Pflichten
gegenüber Recht und Gerechtigkeit vergessen und
ihren guten Namen vor dem Urteile des Auslandes
bloßstellen dürfen.