Contents: Zur Psychologie des Anlernens und Einübens im Wirtschaftsleben

dem Kandidaten zur weiteren‘ Uebung auf einem Spezialwagen durch 
die Stadt. Zum Abschlusse der Lehrzeit müssen sich die neuen Wagen- 
führer noch 14 Tage lang unter Anleitung und Kontrolle guter, älterer 
Wagenführer auf verschiedenen Tramlinien vollends einüben und sich 
dabei die Streckenkenntnisse einprägen. 
! Die Erfahrung zeigt, daß man auf diese Art auch zum Ziel kommt 
und daß, normale Verhältnisse vorausgesetzt, die‘ neuen Wagenführer 
bald brauchbare Dienste leisten können. Der wachsende Verkehr, die 
immerhin nicht kleine Zahl jener Reparaturen, die auf Verschulden des 
Wagenführers zurückzuführen sind, sowie die Betriebsstörungen und 
Betriebsunglücke rufen einer womöglich besseren Ausbildung der Wagen- 
führer. Seit Dezember 1925 befaßt sich der Verfasser mit dieser Aufgabe. 
Für den Psychotechniker besteht der einfachste und sicherste Weg, 
um die psychologischen Momente des Anlernens richtig zu erfassen, einer- 
Seits im Erleben der bisherigen Instruktion, indem er das Wagenführen 
Nach der bisherigen Methode selber erlernt, und anderseits im Beobach- 
ten und Feststellen der psychologischen Wirkungen des Anlernens auf 
andere Kandidaten. Auf dem Wege der Anschauung, des Miterlebens 
und durch psychologisch geschultes Beobachten ist es verhältnismäßig 
leicht, die Anforderungen der Arbeit selbst und die darüber hinaus- 
gehenden besonderen Anforderungen während ‚der Lehrzeit festzustellen. 
Nur muß die psychologische Analyse der Anforderungen bis auf die 
°lementaren Fähigkeiten zurückgeführt werden. Bleibt man bei den 
Zusamengesetzten Fertigkeiten stehen, so fehlt das sichere Fundament{, 
denn die zu erwerbenden Fertigkeiten können nicht direkt aus anderen 
Fertigkeiten abgeleitet werden, sie basieren vielmehr auf dem Zusam- 
Menwirken der in Frage kommenden Fähigkeiten und der Uebung in 
den Berufssituationen. Unter elementaren Fähigkeiten verstehen wir 
die natürlichen Anlagen und Vermögen, die von Natur aus, maximal ge- 
übt, in jedem Individuum mehr oder weniger vorhanden sind, wie die 
ehe ichs Sehsechärfe, der Tastsinn, das Wahrnehmen und anderes 
das ee «Fertigkeiten» verstehen wir dagegen das erlernte Können, 
ürch en eine oder mehrere von Natur vorhandene Fähigkeiten und 
Mani OHnE zustande gekommen ist, wie das Stricken, die Tramkurbel- 
US nn ation, das Sichzurechtfinden in einem starken Straßenverkehr, 
Attdrückern der gewöhnliche Sprachgebrauch unterscheidet, durch die 
nicht RC e «Fähigkeiten» und «Fertigkeiten» zwei Begriffe, wenn sie auch 
el konsequent auseinandergehalten werden. Es scheint uns 
sie CE Aie; diese Unterscheidung und Bezeichnung aufzunehmen und 
Ortab konsequent durchzuführen. 
| Aufbau der neuen Instruktion. 
we jede Instruktion und speziell jede, die den Mann anleiten soll, später 
r oder weniger selbständig zu handeln, muß in erster Linie trachten; 
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