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Wohl wird der Wert der Kontrolle noch nicht — und dies
trifft in hohem Grade für Deutschland zu — in dem gebührenden
Maße anerkannt, weil man einerseits den Gegenwert nicht zahlen
mäßig zur Darstellung bringen kann, andererseits die Kontrolle
für unproduktivst hält. Aber gerade in den Ländern, die wirt
schaftlich die größten Erfolge zu verzeichnen haben, z. B. Amerika,
England, da finden wir die ausgebautesten Kontrolleinrichtungen;
es ist geradezu auffallend, daß an allen Punkten des Erdballs,
wo englisches Kapital arbeitet, auch die Tätigkeit des englischen
Bücherrevisors einsetzt. In diesen Ländern, die zum ersten Grund
satz die möglichste Vermeidung von Energieverlusten erhoben haben,
scheut man die „unproduktiven" Kosten nicht, weil man weiß,
daß das Mittel zur Erreichung dieses Zieles die richtig angewen
dete Kontrolle bietet.
Die Kontrolle soll nicht nur die Unstimmig
keiten im Rechnungswesen auffinden und richtig
stellen, sie soll vorbeugen, erzieherisch wirken und
dem Unternehmer ein getreuer Ratgeber sein, sie
soll die „Reellität und Sicherheit des gesamten
wirtschaftlichen Lebens und Verkehrs" gewährleisten.
Erst in dem letzten Jahrzehnt tritt bei uns in der An
schauung über den Wert der Kontrolle Wandel ein, indem man
sich allmählich zü Kontrolleinrichtungen bequemt; bedauerlicher
weise werden sie immer erst durch die Schäden, die der Mangel
solcher Einrichtungen herbeiführte, veranlaßt.
Die Niederlage des sogen, gewerblichen Mittelstandes hat
meines Erachtens nicht allein zum Grunde, daß Handwerk und
Gewerbe von der Macht und dem Können des Jndustriealismus
bezw. Kapitalismus erdrückt werden, sondern auch, daß der Hand
werker es nicht verstand zu rechnen, zu kalkulieren,^) nicht verstand,
sich über sein wirtschaftliches Können den richtigen Überblick zu
verschaffen, wie dies ihm mittels Einrichtung auch einer nur
primitiven Buchführung möglich gewesen wäre. Diesem Übelstand
tz Diese ungerechte Beurteilung wird der Buchhaltung und Revision felir oft
öon Leuten zuteil, die sich infolge ihrer persönlichen Fähigkeiten oder sonstiger
besonders günstiger Umstände von der Pike emporgearbeitet haben; diese erblicken
in der „Schreiberei" nur unnötigen Ballast.
st Darum fordert auch Kückelhaus (Essen) auf dem 3. reichsdeutschen Mittel
standstag in Leipzig (August 1913) die Schaffung einheitlicher Kalkulationsgrund
lagen. In einer Resolution dazu wurde gefordert, daß für jedes Handwerksfach
einwandfreie Unterlagen vermittelst genauer Buchführung beschafft würden, mit
denen man die Höhe des angemessenen Preises durch exakte, auf den Tatsachen
aufgebaute Beweise begründen könne. Die preiskalkulatorischen Unterlagen seien
der Kritik durch die Jnnungsversammlung zu unterbreiten und den gewerblichen
Schulen als Grundlage des Unterrichts zu empfehlen.