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läge für die Entwicklung der Eisenindustrie in doppelter
Weise dort gegeben, wo Erze in waldreichen Gegenden
sich fanden. Dies war insbesondere in dem heutigen
Westdeutschland in den Gebirgsgegenden der Eifel, des
Hunsrücks und des bergischen Nassau der Fall. Dort fin
den wir schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts Namen von
Hüttenbesitzern, die auch heute in der Eisenindustrie noch
eine namhafte Rolle spielen. Auch in Lothringen, wo sich
das größte bekannte Eisenerzlager Europas vorfindet,
lassen sich die Anfänge der Eisenindustrie weit zurück
verfolgen.
Nicht soweit reicht die Entwicklung der Industrie im
rheinisch-westfälischen Kohlenrevier zurück, Wohl ist in
diesem volkreichen Gebiet die Eisenverarbeitung seit Jahr
hunderten von großer Bedeutung. Aber das Eisen, das
man hier verarbeitete, wurde größtenteils von außerhalb,
aus Schweden und aus dem Siegerland bezogen. Die
Eisenindustrie beginnt hier erst und zwar in sehr beschei
denen Anfängen gegen Mitte des 18, Jahrhunderts. Doch
bald reichte das Erz und vor allem das Holzvorkommen
nicht mehr aus. Man mußte also auch wie in den ande
ren Industriebezirken versuchen die Holzkohle durch aus
Steinkohle erzeugten Koks zu ersetzen. Während in
Schlesien schon 1796 der erste Kokshochofen erbaut wor
den war, gelang es in Niederrheinland-Westfalen den ersten
brauchbaren Koksofen erst 50 Jahre später in Betrieb zu
setzen. Damit war die bisher fehlende Verbindung zwi
schen Eisenindustrie und Steinkohlenindustrie auf deut
schem Boden in vollem Maße hergestellt. Der Ruhrbezirk
war nun zum natürlichen Heimatboden für die Eisenindu
strie geworden. Dort setzte die Entwicklung alsbald kräf
tig ein und die deutsche Unternehmungslust konnte sich
mächtig entfalten, zumal noch viel nachzuholen war. So
nahm die Eisenindustrie in Rheinland und Westfalen einen