Full text: Niederschrift über die Konferenz der Gauleiter des Deutschen Landarbeiter-Verbandes zu Berlin am 3.,4. u. 5. Dezember 1919

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samten wirtschaftlichen Entwickelung der produktiven Kräfte mitzuwirken, 
kann dine Arbeitsgemeinschaft nicht anders als paritätisch gebildet wer 
den. Daher muß b.er Deutsche Landarbeiter-Verband es ablehnen, bei 
Bildung derartiger Körperschaften in irgendeiner Form aus die Gleich 
berechtigung zu verzichten. Jahrzehntelang haben die land- und forst 
wirtschaftlichen Arbeiter unter ausnahmerechtlichen Zuständen leben 
müssen. Einer freigewerkschaftlichen Organisation zuzumuten, aufs neue 
einer ausnahmerechtlichen Stellung zuzustimmen, muß als recht sonder 
bares Verlangen bezeichnet werden. Auch in Rücksicht auf das Verhält 
nis zwischen Arbeitgeber und.Arbeitnehmer anderer Berufe müssen wir 
jede ausnahmerechtliche Stellung ablehnen. 
Sollten die landwirtschaftlichen Unternehmerverbände auf beim Stand 
punkt stehen bleiben, daß den Arbeitnehmern eine gleichberechtigte, auf 
Paritätischer Zusammensetzung beruhende Mitwirkung bei der Lösung der 
land- und forstwirtschaftlichen Lebensfragen nicht zugestanden werden soll, 
muß die volle Verantwortung für den der deutschen Volkswirtschaft durch 
das Scheitern der gemeinsamen Arbeit zugefügten Schaden dann die 
iknternehmervertreter treffen. 
Diese Entschließung wurde einstimmig angenommen. 
Der gegenwärtige Stand der landwirtschaftlichen Produktion. 
Ministerialdirektor Dr. W a r m bald- Berlin: Ich werde hier meine 
persönliche Auffassung über die Maßnahmen zur .Hebung der landwirtschaft 
lichen Erzeugnisse vortragen. Ich spreche nicht von dein Standpunkt de>o 
Arbeitgebers older -nehmers, um den unparteiischen Boden zu bewahren. 
Wir sind uns darüber einig, daß jetzt in der Volkswirtschaft die wich 
tigste Frage die ist, wie wird es uns möglich sein, uns von den eigenen Er 
zeugnissen zu ernähren? Die Ernährungsfrage ist in Deutschland noch 
immer schlecht und wird sich vorläufig nur bessern können, wenn wir aus 
dem Auslande einführen. Dieses wird uns aber täglich schwerer gemacht, 
wenn die,Valuta noch mehr sinkt. 1 M. hat jetzt S--12 Pf. Kaufkraft. Die 
Kaufkraft beträgt nur ein Zehntel und ist deshalb alle- Ware unerschwinglich 
teuer. Es ist deshalb nötig, in, Jnlande das Möglichste zu erzeugen, 
um von dem Auslande unabhängig zu werden. Wir müßen uns darüber 
klar werden, wie es mit unserer Ernährungssrage steht. 
Der Inhalt des sehr lehrreichen Referates ist in folgenden zusammen- 
gesaßten Richtlinien wiedergegeben: 
Bis zum Kriege hatte die deutsche landwirtschaftliche Erzeugung eine 
außerordentliche Höhe erreicht. Sie wurde, was d,e Inanspruchnahme kwr 
Bodcnoberfläche für die Nahrungsmittelerzeugung betrifft, nur von Bel 
gien, und was die Höhe der Ernten auf der Flächeneinheit anbetrifft, nur 
von Belgien und Holland übertrosfen. 
Ausnutzung der Bodenoberfläche für die Nahrungsmittelcrzcugung. 
Landwirtschaftlich genutzte Fläche in 100 Teilen der^Gesamtfläche: 
Rußland 
Ungarn 
etwa 40 % 
Oesterreich 
Deutschland 
Frankreich 
Holland 
Belgien
	        
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