Full text: Preispolitik und Preiskalkulation unter den Einwirkungen der Geldentwertung

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Einkauf und Absatz soll das Fazit gezogen werden, indem die 
Ware zu dem Preise kalkuliert wird, der ihr nach dem gegen- 
wärtigen Kostenwerte zukommt. Zu Unrecht drängt darum 
die Jurisdiktion das Problem auf das Gebiet der Ri- 
sikoversicherung und Spekulation; wie der ordentliche 
Kaufmann seiner Kalkulation nach Möglichkeit Erfahrungswerte 
zugrunde legt und ihr jedes spekulative Moment fernhält, so soll 
dies auch bei der Berücksichtigung der Geldentwertung ausge- 
schaltet werden, indem der Preis sich nach dem tatsächlichen 
Geldwert am Tage des Verkaufs bemißt und dadurch die Ein- 
ordnung einer besonderen Risikoprämie in die Kalkulation über- 
flüssig wird. 
Wie bereits erwähnt, liegt das Motiv der gesamten Wucher- 
rechtsprechung der letzten Zeit darin, die Lasten der Geldentwer- 
tung nicht einseitig auf die Verbraucher umzulegen, sondern eine 
„angemessene‘“ Verteilung auf Produzenten, Händler und Konsu- 
menten vorzunehmen. Diese grundsätzliche Einstellung ist ganz 
gewiß zu billigen. Die Not der Zeit soll auf möglichst viele Schul- 
tern verteilt werden. So sehr also die Berechtigung dieses Postu- 
jats anzuerkennen ist, so falsch ist aber der Weg, den man zu 
seiner Durchsetzung eingeschlagen hat. Es sei angenommen, daß 
die Rechtsprechung eine angemessene Verteilung der durch das 
Sinken der deutschen Währung herbeigeführten Lasten als vor- 
handen erachtet, wenn die Last der Geldentwertung auf Produ- 
zenten und Händler einerseits und die Verbraucher andererseits 
etwa zu gleichen Teilen umgelegt wird. Bei einem solchen Ver- 
fahren würde nun den Produzenten bzw. Händler auf alle Fälle 
ein Verlust treffen, dessen Höhe sich nach dem Ausmaß des seit 
der Beschaffung der Ware eingetretenen Sinkens der Mark bemißt., 
Dieser Verlust bedeutet für ihn nicht nur Verminderung seines 
Einkommens im Vergleich zu dem Einkommen, das er erzielt 
hätte, wenn der Geldwert stabil geblieben wäre, sondern darüber 
hinaus auch eine Schmälerung seines Vermögens, da sein Be- 
triebskapital, namentlich sein Rohstoff- oder Warenlager, eine 
Verringerung erfahren hat. Für den Verbraucher dagegen treten 
diese Folgen nicht in dem Umfange und mit dieser Schärfe ein, 
wenigstens nicht für die große Mehrheit unter ihnen, denn sie 
sind größtenteils in der Lage, ihr Einkommen der Entwertung des 
Geldes, wenn auch nicht vollends anzupassen, so doch um einen 
gewissen Betrag wieder anzunähern. In dem Umfange, in dem 
dies gelingt, wird die Last der Geldentwertung nicht auf sie ab-
	        
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