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und Verarbeitung der gesamten von uns berücksichtigten kritischen
Literatur. Die Kritik Ehebergs beschäftigt sich mit dem gesamten
Wirken Lists, mit seiner theoretischen Bedeutung, mit Lists Ver-
hältnis zu seinen Zeitgenossen, zu A, Müller und der Abhängig-
keit von seinen Vorgängern.
Um die Darstellung der Kritik Ehebergs übersichtlicher zu
gestalten, erscheint es ratsam, vier verschiedene Problemgruppen
zu unterscheiden. .
Die erste behandelt Lists theoretische Stellung innerhalb
Nationalökonomie.
Die zweite bringt einzelne Argumente gegen die Theorie
der produktiven Kräfte.
Die dritte bringt eine Gesamtkritik der Theorie.
In der vierten nimmt Eheberg zu der Frage Stellung, mit
welchen Einschränkungen man die Listsche Theorie akzeptieren
könne.
Die erste Problemgruppe enthält zunächst eine Verteidigung
Lists. Eheberg glaubt; List gegen diejenigen Gegner schützen
zu müssen, die Lists Theorie eine Aufwärmung des alten Mer-
kantilsystems nennen. Eheberg”) will vielmehr die Listsche The-
orie mit der von Ricardo und später von den Sozialisten, besonders
mit der von Marx vertretenen Lehre, daß der Wert nur nach
dem in demselben enthaltenen Maß der Arbeit gemessen werden
könne, in Verbindung bringen.
Dieser Auffassung fehlt nach unserer Meinung die Berechti-
zung. Wir schließen uns hier der von Sombart in seinem „Modernen
Kapitalismus“ vertretenen Ansicht an. . Gerade Ricardo ist der
klassische Vertreter der Nationalökonomie, die beherrscht wird
von den Problemen des Tausches, der Verteilung, der Zirkulation.
„Das Kapitel’) produktive Kräfte ist in seinem Buche ganz aus-
gefallen. Er ist geradezu ein Antipode von List, ein viel größerer
wie Adam Smith“.
Von Marx sagt Sombart’): „Wir müssen uns gegenwärtig
halten, daß das Problem des Mehrwerts durchaus ein Verteilungs-
problem ist und daß der vierte Abschnitt des ersten Bandes des
Kapitals im Marxischen System nur die Aufgabe hat, zu zeigen,
wie bestimmte Erscheinungen den Verteilungsprozeß eigenartig
beeinflussen.“ . .
Im Gegensatz zu Eheberg sieht Sombart, nach unserer Mei-
nung zu Recht, einen Zusammenhang zwischen den Merkanti-
listen und List. Bei den Merkantilisten findet er Ansätze zur
dynamischen Denkweise. So sagt er‘): „Das Wirtschaftsleben ist
für sie (die Merkantilisten) nicht wie für die späteren ein Zustand,
sondern ein Vorgang.“ Und an einer anderen Stelle”): „Will
man die Lehre der Merkantilisten als Vorstufe zur wissenschaft-
lichen Nationalökonomie bezeichnen, so tut man das, wie ich sagte.
?) Kritische Einleitung S. 171. ?) Sombart. Moderner Kapitalismus
II. Hlbd, 2. Bd. S. 917/18. °) Moderner Kapitalismus. II. Hlbd, 2. Bd. S. 971.
4) a. a. 0. S. 918. 5a. a. 0.8. 199ff.