Einleitung.
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des Arbeitslohnes, des Kapitalzinses, greifen mit ihren Wurzeln auf sie zurück.
Eine endgültige und streitlose Erledigung des Wertproblems müßte daher
unsere Wissenschaft mit einem Ruck fast an allen Punkten vorwärts bringen.
Dieser wohlerkannten Wichtigkeit des Stoffes entspricht die Zahl der auf
seine Aufklärung gerichteten Versuche. Leider blieb bis auf die jüngste
Zeit die Größe des Erfolges weit hinter der der Bemühungen zurück. Trotz
unzähliger Bestrebungen war und blieb die Lehre vom Wert eine der um
klarsten, verworrensten und strittigsten Partien unserer Wissenschaft. Sie
ist es auch noch heute: allein —.“
(v. Böhm-Bawerk, Grundzüge d. Th. d. w. Güterwerts.
Hildebrand-Conrad, Jahrbücher usw. 1886, S. 3.)
„Die Wertlehre ist bei dem leitenden Einfluß der Wertvorstellung auf
das wirtschaftliche Tun und Lassen ganz besonders wichtig; sie ist aber
wissenschaftlich noch sehr im Schwanken.“
(Schäffle, Gesellschaftl. System d. menschl. W. L 162.)
Unserem Neuling muß sich da unwillkürlich das Bild eines „schwan
kenden Fundamentes“ aufdrängen; als das Bild, unter welchem er sich
das Gebiet, über das er Aufklärung sucht, nach dessen Rolle in der
Wissenschaft vorstellen soll. Er könnte sich wohl auch seine Gedanken
machen über eine Wissenschaft, die vorderhand gleichsam auf Sand
gebaut hat; aber er wird sich eher denken: Es muß wohl so sein.
Das ist es eben: Der Neuling traut sich kein Urteil und keine Ein
sprache zu, auch wenn er sich versucht fühlt, sich höchlichst zu ver
wundern. Dem Eingeweihten stünde wohl Urteil und Einspruch zu,
aber er hat es inzwischen längst verlernt, sich zu wundern.
Vielleicht wirft der Betreffende nun auch auf ein anderes Gebiet
unserer Wissenschaft einen Blick, für den Zweck eines aufklärenden
Vergleichs. Da könnte er in dem ausgezeichneten Hauptwerke einer
anderen „Lehre“ eine ungemein bezeichnende Stelle finden:
„Wie so vieles andere im Gebiete der Kapitalstheorie ist auch der Be
griff des Kapitals selber ein Zankapfel der Theoretiker geworden, und zwar
in ganz außergewöhnlichem Grade. Eine schier erstaunliche Zahl abweichender
Deutungen steht hier wider einander im Felde und hilft den Eingang zur
Kapitalstheorie mit einer der verdrießlichsten Kontroversen zu verrammeln,
in die unsere Wissenschaft verwickelt werden konnte. An sich verdrießlich,
mußte nämlich die Unsicherheit über den Begriff des Kapitals in dem Maße
ärgerlicher werden, je mehr das „Kapital“ der modernen Wissenschaft zu
denken und zu reden gibt. In der Tat, welch peinliches, ja fast unbegreif
liches Mißgeschick, wenn einer Wissenschaft, stürmisch angegangen um die
Lösung der großen Probleme, die alle Welt kennt und bespricht, und zwar