Abschnitt I.
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mag es sich nun innerhalb jenes Gebietes betätigen, oder auch bei
Erörterungen über dieses Gebiet am Werke sein 1 ). Gerade deshalb
aber bleibt der Inhalt dieser Gedanken für sich selber außer jeder Er
örterung. Im Geiste der herkömmlichen Anschauung wird eben dauernd
mit diesen Gedanken, niemals über sie gedacht. Es sind dies aber
die vier Gedanken:
1. Daß man mit dem Ausdrucke „Wertlehre“ — ebenso aber auch
mit gleichsinnigen, nur weniger gebräuchlichen Ausdrücken „Wert
doktrin“, „Werttheorie“ usw. — ein selbständiges, also für sich
bestimmtes Gebiet nationalökonomischer Forschung zur Sprache
bringt.
2. Daß jenes Gebiet, als solches, durch etwas bestimmt erscheint,
was ihm gegenüber seinen Gegenstand vorstellt.
3- Daß sich die Bestimmtheit jenes Gebietes derart auf seinen
Gegenstand zurückführen läßt, daß es von diesem seine Einheit her
leitet 2 ).
4- Daß der Gegenstand, der jenes Gebiet bestimmt, indem er es
vereinheitlicht, durch das Aussprechen des Wortes „Wert“ namhaft
gemacht wird.
Neues kann man naturgemäß mit diesen Gedanken in keiner Weise
erfahren; das Überraschende liegt vielmehr einzig und allein in ihrer
Aussprache. Denn als Gedanken, deren Inhalt in vollbürtigem Sinne
als selbstverständlich gilt und die mit dem herkömmlichen Denken
aufs innigste verwachsen sind, erfahren sie sonst eben gar keine eigent
liche Aussprache. Gerade nur in dem Namen des Gebietes, auf das
sich diese vier Gedanken gemeinsam beziehen, gelangen sie zu einer
ebenso flüchtigen als bündigen Äußerung. Dieser Name tritt, wie
erwähnt, in mehreren Spielarten auf: „Wertlehre“, „Wertdoktrin“,
„Werttheorie“ usw. Der Wechsel im Ausdrucke ist dabei ganz ohne
‘) In unserer Wissenschaft wird das fragliche Gebiet in einer mannigfachen Weise
erörtert. Man diskutiert seine Aufgaben, man erwägt die Stellung, die es gegenüber
anderen Gebieten unserer Wissenschaft einnimmt, man erläutert seine geschichtliche Ent
wicklung, man klagt schließlich über seinen trübseligen Zustand und verknüpft noch mit
ihm jene unverwüstlichen Hoffnungen, die unter dem vielen Seltsamen hier wohl das
Seltsamste sind. Aber bei allen diesen Erörterungen bleiben die Gedanken, welche das
Denken in der „Wertlehre“ unter sich ruhen läßt, nicht allein außer Spiel, es bauen sich
vielmehr alle diese Erörterungen auf genau den gleichen Voraussetzungen auf, wie jenes
Denken. Dafür wird schon die unbefangene Verwendung des Namens jenes Gebietes
(„Wertlehre“, „Wertdoktrin“, usw.) zum Kronzeugen, in einem bald aufzuhellenden Sinne.
2) Einheit ist hier nicht etwa im Sinne der üngeteiltheit oder gar Unteilbarkeit
dieses Gebietes zu verstehen, sondern im Sinne des, über Zeit und Personen hinüber ver
knüpften Zusammenhanges zwischen allen seinen Bestandteilen.