Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

106 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen. 
wartet wird und das Geschäftsleben sich auf diese Erwartung ein 
stellt, so genügt schon diese Tatsache, um eine Zeitlang eine Stei 
gerung zu verursachen, und indem das die Erwartung rechtfertigt, 
verstärkt es sie; und in ähnlicher Weise, wenn es ein Sinken der 
Preise erwartet. So kann ein verhältnismäßig schwacher Anfangs 
stoß imstande sein, eine erhebliche Schwankung hervorzurufen 1 ).“ 
Man darf solche psychologischen Vorgänge, solche Stimmungen und 
Meinungen, in ihrer Bedeutung für den Ablauf der Konjunktur 
keineswegs unterschätzen. 
Dieser Wandel der Warenpreise läßt sich auch deutlich erkennen, 
wenn man mit Hilfe von Indexziffern ganze Warengruppen zu 
sammenfaßt und das Gesamtwarenpreisniveau in einem Lande be 
rechnet, wie es in der folgenden Tabelle geschieht. 
Reichsstatistik. Indexziffern. 1889—98 = 100 2 ). 
Jahr 
Ge 
treide 
Ani 
mali 
sche 
Nähr 
mi 
Son 
stige 
ungs- 
ttel 
Kolo 
nial 
waren 
Textil 
roh 
stoffe 
Me 
talle 
Brenn- 
und 
Licht 
stoffe 
Nah 
rungs 
mittel 
Roh 
stoffe 
Total 
index 
ziffer 
1899 
94 
104 
98 
100 
101 
133 
107 
99 
113 
106 
1900 
92 
110 
97 
107 
114 
145 
124 
101 
127 
114 
1901 
99 
111 
90 
103 
105 
120 
113 
101 
109 
105 
1902 
102 
120 
88 
99 
106 
113 
107 
102 
109 
106 
1903 
94 
114 
99 
100 
116 
116 
109 
102 
114 
108 
1904 
96 
110 
115 
100 
120 
116 
105 
106 
114 
109 
1905 
103 
124 
102 
98 
120 
128 
104 
107 
117 
114 
1906 
109 
135 
94 
100 
135 
149 
110 
109 
132 
121 
1907 
123 
127 
115 
102 
144 
152 
120 
117 
138 
129 
1908 
123 
122 
114 
93 
124 
123 
130 
113 
122 
118 
1909 
123 
131 
110 
92 
122 
121 
116 
114 
123 
117 
1910 
111 
142 
112 
101 
133 
112 
114 
116 
120 
122 
1911 
119 
135 
122 
116 
136 
135 
113 
124 
132 
128 
In den Jahren einer rückläufigen Konjunktur (1901—1902 und 
1908—1909) war das Gesamtwarenpreisniveau ein niedrigeres als in 
den Jahren mit günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Man sieht 
aber auch deutlich, daß in dieser Hinsicht die Verhältnisse bei den ein 
zelnen Warengruppen recht verschiedene waren. Schon eine einfache 
Überlegung zeigt, woher das kommt. So hängt natürlich der Preis des 
Getreides und der animalischen Nahrungsmittel weniger von den 
Schwankungen in der Konjunktur, als von den Ergebnissen der Ernte 
1) „Ein Traktat über die Währungsreform.“ München 1924. S. 37. 
2 ) Nach Eulenburg, Die Preissteigerung des letzten Jahrzehnts. 
Leipzig 1912. S. 93.
	        
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