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von William Pitt in der Zeit seines ersten Ministeriums etwa
bis 1798 durchgeführten finanzpolitischen Maßnahmen, die sich
unter folgenden Punkten zusammenfassen lassen:
1. Herstellung des finanziellen Gleichgewichts zwischen Aus
gabe- und Einnahmebudget durch Beseitigung des chronisch
gewordenen budget- und rechnungsmäßigen Defizits.
2. Ordnung der Schuldenpolitik.
3. Ordnung der Staatsausgaben.
4. Zoll- und Steuerreform und in Verbindung damit Ausbau
des Steuersystems 1 ).
Der Erfolg dieser Maßnahmen berührt uns hier nur insofern,
als dadurch eine gewisse Ordnung in die frühere, fast unüber
sehbare Wirrnis der englischen Finanzwirtschaft gebracht wurde,
die es ermöglicht, die Gesamttendenz des Systems zu erkennen.
Die Grundlage der Finanzwirtschaft des Staates bildet im letzten
Grunde die Ausgabenentwicklung, indem die Bedarfsdeckung
sich notwendig an den gesteigerten Finanzbedarf anschließen
muß. Dabei wird die Bedarfssteigerung wesentlich durch Fak
toren verursacht, die von dem Willen der Finanzleitung un
abhängig sind, so daß sie also nicht nach freiem Ermessen, etwa
im Hinblick auf die in Aussicht stehenden Einnahmequellen,
eingeschränkt werden kann. Dieser Umstand tritt in England
im 18. Jahrhundert klar hervor, indem hier die Ursache der
Bedarfssteigerung vor allem in den kostspieligen Kriegen liegt,
die in diesem Jahrhundert zur Sicherung der politischen Vor
machtstellung Englands gegen die damaligen kontinentalen
Großmächte geführt wurden. So sind es denn auch namentlich
die Ausgabeposten für Kriegszwecke, für Heer und Marine, die
den ordentlichen Bedarf immer höher anschwellen ließen, wäh
rend diesen gegenüber sich die Ausgaben für Verwaltungszwecke
fast stabil hielten. Hier ist es nun überaus interessant zu sehen,
wie die finanzpolitischen Maßnahmen, die eine der Bedarfs
steigerung entsprechende Steigerung der Staatseinnahmen zu
erreichen suchten, selbst wieder eine erhebliche Steigerung des
jährlichen ordentlichen Bedarfs zur Folge hatten.
Einen bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte der Ein
nahmegewinnung in England bildet die große Revolution des
17. Jahrhunderts, die auch für die Finanzgeschichte den Ab-
1;
S. Buxton, Finance. I, S. 2ff.