Full text: Die Kölnische Feuer-Versicherungs-Gesellschaft Colonia

Besonders die Technik hatte derartige Fortschritte gemacht, daß eine Rückwirkung 
auf die Feuerversicherung unausbleiblich war. Die zunehmende Verwendung der Dampf- 
kraft in Industrie, Großgewerbe und Landwirtschaft schuf nene Gefahren, deren Tragweite 
nicht zu übersehen war. Die steigende Verwertung feuergefährlicher Stoffe, von Petroleum, 
Spiritus, Terpentin u. dgl., führte zu neuen Brandursachen. Die sich fast überstürzenden 
Erfindungen erforderten die fortgesetzte regsste Beobachtung des Feuerversicherers und 
erweckten von Tag zu Tag wachsende Besorgnisse. Der ganze Betrieb wurde + kurz 
gesagt + vor völlig neue Aufgaben gestellt und befand sich auch schon deswegen in 
schwieriger Lage, weil mit der Zunahme der technischen Errungenschaften nicht in gleicher 
Weise die Vorsicht ihrer Handhabung durch die Versicherungsnehmer Hand in Hand 
ging. Gilberts zielbewußter und energischer Leitung gelang es, den Geschäftsbetrieb 
der Colonia auch nach dieser Richtung hin den veränderten Verhältnissen anzupassen. 
Sachgemäße Vorsichtsbedingungen dienten der Beschränkung oder möglichsten Vermeidung 
besonderer Gefahren. Alle Bestrebungen wurden gefördert, die dem Feuerlöschwesen 
und der Brandverhütung zugute kommen mußten. Aus solchen Motiven heraus stellte 
die Colonia mehrfach größeren Ausstellungen ansehnliche Geldbeträge zur Prämien- 
verteilung für Gegenstände zur Verfügung, die den bezeichneten Zwecken entsprachen. 
1865 waren bereits anläßlich der internationalen Ausstellung u. a. 500 Thlr. für die 
beste Dampffeuerspritze ausgesetzt worden. 1875 dienten während der Gartenbauaus- 
stellung in Cöln 1000 Thlr. der Prämierung einer hervorragenden Wasserförderungs- 
maschine sowie der vorzüglichsten Gewächshausheizung. Um dem Branddirektor der 
Stadt Cöln eine Dienstwohnung in der Nachbarschaft der Feuerwache zu ermöglichen, 
verpflichtete sich die Colonia auch zu einer jährlichen Beisteuer. 
Eine fernere Folge der veränderten Wirtschaftsverhältnisse war eine vermehrte 
Konkurrenz, da die neu entstehenden industriellen und gewerblichen Etablissements, die 
intensiveren Landwirtschaftsbetriebe mit ihrem erhöhten Maschinenbedarf, die stärkere 
Anhäufung großer und wertvoller Warenläger an den Handelsplätzen eines ausgedehnten 
Feuerschutzes bedurften und einen regen Wettbewerb der Gesellschaften entfachten. 
Gilbert führte den Konkurrenzkampf mit viel Geschick und zäher Ausdauer. Insbesondere 
verlangten die Expansionsbestrebungen der Magdeburger Gesellschaft seine ständige Auf- 
merksamkeit. Die Magdeburger war nämlich 1876 aus dem Verbande ausgeschieden 
und suchte nun mit großer Energie das industrielle Geschäft zu forcieren, überhaupt den 
anderen Gesellschaften den Vorrang abzulaufen. Ihre Gründung eines Rübenzucker- 
verbandes paralysierten die drei rheinischen Gesellschaften durch Abschluß eines Vertrages 
mit dem Verein für die Rübenzuckerindustrie. Die Errichtung des landwirtschaftlichen 
Verbandes „Mittelrhein“ durch die Magdeburger veranlaßte die „Colonia“ zu Gegen- 
zügen durch Gewährung von entsprechenden Prämienrabatten. In ähnlicher Weise 
wurde der Magdeburger in den landwirtschaftlichen Kreisen der Provinz Sachsen und 
des Herzogtums Anhalt entgegengetreten. 
Daneben galt es auch, sich gegen das Vordringen der Sozietäten zu wehren. Die 
(Z
	        
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