An die Beamten
im hk. kommunal - Wahlbezirk!
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Am Mittwoch, de« 6. Uovember, findet im 44. Kommunal-Wahlbezirk die
Mahl eines Stadtverordneten
für den ausscheidenden Stadtverordneten Glocke statt.
Zum Erstaunen aller mit dem öffentlichen Leben ver
trauten Burger unseres Bezirks taucht zur Beteiligung an
den Wahlen eine kleine engherzige Interessengruppe auf, die
unter dem Namen einer sogenannten
Konservativen Kürgerpartei
kür die Wahl eines Mannes Stimmung zu machen sucht, der
eine politische Null, bisher auch nicht das geringste für das
Geitieindewohl geleistet hat.
In der fehx richtigen Annahme, das; den im Bezirke
wohnenden Beamten nicht damit, gedient, sein kann. für. eine
bestimmte Partei Heeresfolgc zu leisten, sondern das; die
selben bei den heutigen schwierigen Wirtschaftsverhältnisseri
praktische Lclätigungcn der kommunalen
Keliörden
verlangen, unternimmt es diese reaktionäre Vereinigung, die
Beamten dadurch zu gewinnen, daß sic vorgibt, dieselben
Forderung an die Kommune
stellen zu wollen, die bisher einzig und allein von der Sozial
demokratie mit Ernst nnd Energie gefordert wurden.
Das ist um so auffälliger, als diese Herren während der
verflossenen 6 Jahre auch nicht das geringste getan haben,
uw die von der
KaKaldemokratie im schweren Kampfe gegen
die rückständigen tzausbesikcr
im Rathause begonnene
Krrbesserungsp-litik
zu unterstützen.
Verständlich wird diese eigentümliche Haltung ober sehr
bald, wenn man erfährt, daß die Kandidaten und Führer der
..Bürgerpartei"
waschechte Hanobefichcr oder Anhänger unserer
Hansagrarier
sind. Als Fleisch von ihrem Fleisch, machen sie keinen Unter
schied in' der Verfolgung ihrer engherzigen Ziele, und in
trauter. Harmonie eines vereinigten Mischmaschs schließt sich
der Freisinn diesen Ecldsackspolitikern an, um desto un
gestörter die Macht des Hausbesitzers gegenüber den Mietern
zur Geltung zu bringen. Die kolossalen Mietssteigerungen
der letzten Jahre bilden den besten Betpois dafür.
Beamte? Wir wissen sehr genau, daß man auch dies-
mal, wenn auch nicht offen, so doch von hinten herum, mit
dem verlogenen Sprichwort kommen wird: „Dessen Brot Du
ißt, dessen Lied mußt 3>u- singen"; mit anderen Worten:
„Ihr, die Ihr „unsere" Angestellten im Reich, Staat und Ge-
r münde seid. Ihr habt für uns zu stimmen, selbst wenn Ihr
nicht unsere Ueberzeugung habt".
Man mutet somit dem kleinen Beamten zu. daß er sich
selbst zum politischen Heloten und Heuchler degrahiere.
Da» kann und wird nicht der Wiste der
kleinen Beamten sein!
Indes, wird der kleine Beamte fragen, wie kann ich
der Sache nützen? Einen Konservativen mag ich nicht wählen,
und einen Sozialdemokraten, dem ich wohl bei der Reichstags-
wahl meine Stimme geben kaiin, darf ich diesmal nicht
wählen. will ich nicht meine kümmerliche Existenz als kleiner
Beamter aufs Spiel setzen.
Um picht mit seinen: politischen Gewissen in Konflikt
zu geraten, wird deshalb der kleine Beamte gut tun, zwischen
den Parteien eine neutrale Haltung einzunehmen, das heißt,
am Tage der Wahl sich der Stinune enthalten, um nicht die
Position seines politischen und wirtschaftlichen Gegners zu
stärken.
Daß die Sozaildemokrateu^
für die wirtschaftlichen Interessen der kleinen
staatlichen und städtischen Kramte«
und der städtischen Arbeiter eintreten, haben sie oft genug
bewiesen.
Im -Reichstage sind die Sözialdemokraten wiederholt
in .beredten Worten für die Aufbesserung der Gehälter
gerade der.kleinen Beamten, aufgetreten, ohne von den
bürgerlichen Parteien, mit Einschluß der Freisinnigen,
irgendwie unterstützt zu werden.
Handelt es sich.um die Bewilligung hoher Beamten-
gehälter an die Herren Vorgesetzten, da sind Konservative
und- Freisinnige ein Herz und eine Se?le: für den kleinen
Beamten bleibt nichts übrig, damit er ja nicht, zu übermütig
wird und nicht vergißt, daß er auch nur Proletarier ist!
Kramte! Gebt daranf am 6. November bei der Mahl eines Ktadtverardneten di-
richtige Antwort! Diese kann mir laulcn: „Weil ich einem Sozialdemokraten Lssentlich
meine Klimme nicht geben kan», habe ich anderersrits keine Veranlassung, meine» Gegner
k» unterstühen, da er durch seine bisherigen Tate» bewiesen, daß er des Vertrauens seiner
Wähler, der kleinen Kramte», sich nicht würdig gezeigt hat!
««antttjotlii*: Wich. greortal«. Berlin Gertenplotz I - Druck: BoOTöü« Buchdrucker,! und ‘BertaflSanüuIt Paul äiilflcr & «o. Berti" SW. 68. Liud-Nltu 68
107. Sozialdemokratisches Flugblatt an die Beamten