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Preise, damit auch verringerte Absatgelegenheit und weniger
Besschäftigungsmöglichkeit.
Unter den heutigen Umständen ist es mit den Händen
zu greifen, daß die geringe Arbeitsleistung der einen Arbeiter
die Arbeitslosigkeit andrer Arbeiter zur Folge hat, denn es
fehlt unsrer Industrie nicht an Aufträgen, sondern an Roh-
stoffen, vor allen Dingen an Kohlen. Je größer die Leistungen
unsrer Bergleute und Eisenbahner sind, um so mehr haben
wir Aussicht, die Arbeitslosigkeit zu vermindern. Wir sind
so arm g ew orden, daß wir auf kein Mittel verzichten
können, das geeignet ist, den Arbeitsertrag zu steigern. Das
haben ja auch vielfach die Arbeiter eingesehen und ihre Ab-
neigung gegen die Akkordarbeit aufgegeben. Selbstverständ-
lich kann man das Akkord- oder Prämienlohnsystem nicht
überall anwenden. Zum Beispiel nicht dort, wo die Arbeit
mit großer Unfallgefahr verbunden ist, wo es auf sehr sorg-
fältige Behandlung des Materials ankommt oder wo die ge-
naue Messsung der einzelnen Arbeitsleistung nicht möglich ist.
Eine bedeutende Steigerung der Arbeitsleistung können
wir auch erreichen, wenn wir die Grundsäße der wissen -
schaftlichen Betrieb s führung in die Praxis um-
seen. In Amerika ist eine Wissenschaft von der Arbeit ent-
standen, deren Schöpfer der amerikanische Ingenieur Taylor
ist und der auch die deutschen Ingenieure und Gelehrten in
steigendem Maße ihre Autfmerksamkeit zuwenden. Das
Taylor-System ist bei der deutschen Arbeiterschaft verrufen.
Man ssieht in ihm vielfach nur eine Methode, mit
deren Hilfe der Arbeiter angetrieben und kontrolliert werden
soll. Diese Anschauung ist falsch. Das Taylor-System könnte
viel richtiger als eine Arbeitssparmethode bezeichnet werden.
Taylor ging davon aus, daß der Arbeiter vielfach unzweck-
mäßig arbeite, unnüte Handgriffe bei der Arbeit mache, die
gespart werden können. Er hat nun in zahlreichen Fällen
durch genaue Untersuchungen festgestellt, wie der Arbeiter
arbeiten muß, um einen möglichst großen Nuten zu erzielen.
Damit ist oft eine ganz gewaltige Steigerung der. Arbeits-
leistung erreicht worden.
Taylors Schüler Gilbreth will durch Beseitigung einer
Anzahl Handgriffe und Vewegungen, die man früher für un-
erläßlich hielt, und durch Einführung einiger Geräte und
einfacher Maßnahmen erreicht haben, daß Maurer, die früher
120 Ziegel in einer Stunde vermauerten, nun in der gleichen