Rumänien, Griechenland, Polen usw. ist gegen die Arbeiterklasse ge-
richtet, Darüber schweigt aber die Sozialdemokratie, sie redet nur
über den Sowjetterror, der die Unterdrückung und die endgültige Ver-
nichtung der Klassen und Gruppen zur Aufgabe hatte, die es wagten,
der Macht der werktätigen Massen Widerstand entgegenzusetzen.
Jeder Arbeiter mit gesundem Menschenverstand muß zugeben,
daß die Revolution nur dann siegen kann, wenn sie rücksichtslos gegen
ihre Feinde vorgeht, daß sie unterliegen muß, wenn sie mit der Konter-
revolution zart umgeht. Die Notwendigkeit der Diktatur wird daher
in der einen oder anderen Form von allen Delegationen nach der USSR.
mit wenigen Ausnahmen anerkannt, Ein dänischer Delegierter beklagte
sich darüber, daß es in der Sowjetunion keine politische Freiheit gibt.
Für die einen ist sie da, für die anderen nicht. Für ihn ist die poli-
tische Freiheit eine Freiheit für alle Bevölkerungsschichten. Bei uns
gibt es das nicht und wird es bis zur Vollendung des sozialistischen
Aufbaues nicht geben. Jeder Arbeiter muß ferner den Uebergangs-
charakter der Diktatur und des Terrors erkennen. Mit seinem Klassen-
instinkt fühlt er, daß ohne Diktatur und Terror ein Sieg über die
Gegner der Revolution unmöglich gewesen wäre. Da für ihn der Sieg
das wichtigste ist, ist auch der sozialdemokratische Arbeiter bereit, mi‘
seiner Bourgeoisie „russisch”” zu reden. Das bringt der mehrfach
zitierte Sozialdemokrat Overhagen zum Ausdruck, indem er ausführt:
„Eins haben wir in Rußland gelernt, daß nicht durch den Par-
lamentarismus, durch Hoffnungen auf Konzessionen der Bourgeoisie
die Lage der Arbeiterklasse gebessert werden kann, Unsere Aufgabz
ist es, den deutschen Arbeitern zu sagen, daß ihr Weg der gleiche
ist, den die russischen Arbeiter gegangen sind, der Weg der Diktatur
des Proletariats.“ („Trud‘ vom 9, August 1925.)
Die „sozialistischen“ Parteien
Woran sich viele Arbeiterdelegierten, besonders die sozialdemo-
kratischen, stoßen, das ist die Unterdrückung der anderen politischen
Richtungen (der Menschewisten, Sozialrevolutionäre, Anarchisten) und
die Internierung ihrer Mitglieder, Arbeiter, die noch nicht praktische
Erfahrungen gesammelt, haben, glauben, daß Revolution gleichbe-
deutend ist mit zügelloser Freiheit, mit „Friede auf Erden und den
Menschen ein Wohlgefallen‘, daß die Revolution alle alten Beschrän-
kungen beseitigt, jeder nunmehr das Recht hat, zu tun und zu lassen,
was er will, Nun werden aber „sozialistische‘ Parteien verfolgt und
ihre Vertreter sogar ins Gefängnis gesteckt! Das ist schwer zu be-
greifen, Und dennoch haben viele Delegierte eingesehen, daß das
Interesse der Revolution höchstes Gesetz ist. Sozialdemokraten, Sozial-
revolutionäre, Anarchisten, das sind scheinbar Bezeichnungen; die den
sozialistischen Charakter der Gruppierungen beweisen. Die sozia-
listische Regierung verfolgt jedoch die sozialistischen Parteien, „Men-
schen sozialistischer Ueberzeugung‘, wie die Gegner der Sowjetmacht
im sozialdemokratischen Lager sagen. Es handelt sich natürlich hier
nicht um Abstufungen in der Ueberzeugung, sondern darum, daß die
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