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lassen müssen, weil man befürchtete, sonst den Städtern Brot weder
in zureichender Menge noch zu erträglichen Preisen sichern zu können.
Erst seit ein leidlich freier Wirtschaftsverkehr über große Gebiete
hin möglich ist, sind solche Eingriffe als unnötig und schädlich
unterlassen worden. Wenn sich das Deutsche Reich während des
Krieges aus Not zu ähnlichen Schritten hat entschließen müssen, so
sind sic weder unerhört noch ungerechtfertigt. Denn die Voraus
setzung, unter der sich die Brotversorgung der städtischen Massen im
letzten Jahrhundert fast ohne staatliches Eingreifen abgespielt hat,
ist durch den britischen Hungerkrieg beseitigt, der jede Kornzufuhr
dem kornknappen Deutschland abschneide. Daß ähnliche Einrichtungen
zu anderen Zeiten und Umständen ausreichend gearbeitet haben,
gewährleistet freilich noch nicht, daß die staatliche Bewirtschaftung von
Korn, Mehl und Brot im gegenwärtigen Kriege die Brotversorgung
von 68 Millionen Menschen jahrelang befriedigend leistet. Dies muß
dadurch gesichert werden, daß bei ihr die Wirtschaftsgesetze,
die hn Frieden und mit Einschränkungen auch im Kriege
gelten, sorgsam beachtet werden. Mag ein Nutzbau auch ge
nau den Anforderungen angepaßt sein, die er erfüllen soll, so
wollen doch die Regeln der Baukunst eingehalten sein, wenn er
bestehen soll. Daraufhin müssen wir den ganzen Bau, den wir von
den Grundmauern bis zum Dachfirst besichtigt haben, noch einmal
überprüfen, ob die wirtschaftlichen Gesetze beachtet sind, wie sie
Eugen Tühring in seinem Kursus der National- und Sozialökonomie
ausführt. Diese Bauprüfung wird desto nötiger, je zahlreichere
Stimmen diesen Notbau plötzlich für ein wohnliches Bauwerk erklären
und ihn für längere Zeit nach dem Frieden bewohnt wissen wollen.
Das erste Ziel asten Wirtschaften ist, die volkswirtschaftliche Er
giebigkeit zu steigern. Das Hauptmittel hierzu bietet die Technik,
die nach Franklin den Menschen erst über das Tier hebt. Grund
sätzlich hat sich die staatliche Bewirtschaftung bestrebt, überall mög
lichst leistungsfähige technische Mittel anzuwenden. Wie der rote
Faden durch die englischen Schiffstaue, so geht dieser Grundsatz durch
den ganzen Geschästsaufzug, von der Aufstellung des Wirtschafts-
planes und der ausgiebigen Benutzung einfacher Vordrucke für alle
Geschäftsvorsälle an bis zur Hollerith-Maschine in der Reichsgetreide
stelle zum täglichen Nachprüfen und Abstimmen der Bücher. In
derselben Absicht sind die Fachverbände mit ihren eingearbeiteten
Einrichtungen zur Versorgung der Mehl verarbeitenden Betriebe
herangezogen. Daher sind die statistischen Erhebungen für diese
Sonderausgabe zugeschnitten und vervollkommnet. Daher ist die
wenig iibliche Rechtsform der Beschlagnahme für diese Ausgabe aus