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Schon die letzte Bemerkung zeigt, daß Mill die Nachfrage
nicht ohne weiteres als abhängige Größe aufgefaßt wissen will,
sie vielmehr nur vorläufig aus methodischen Gründen als Konstante
annimmt. Dies wird bestätigt durch die späteren Beispiele dieser
ersten Reihe, die die $$ 1—35 umfaßt, in denen Mill die Propor-
tionalität von Billigkeit und Nachfrage fallen läßt.
Um so verwunderlicher ist es, daß ihm diese Annahme in
einer zweiten Reihe von Beispielen, die mit dem 8 6 beginnt, offen-
bar zum Verhängnis geworden ist. Betrachtet man die eben ent-
wickelten Beispiele etwas genauer, SO wird es verständlich, daß
bei der dortigen Formulierung des Begriffs Nachfrage als Güter-
menge!) die Frage aufgeworfen werden konnte, wodurch denn
diese Nachfrage bestimmt sei. Besonders durch die Kritik William
Thortons angeregt, die die Möglichkeit verschiedener derartiger
Gleichgewichtspreise, wie wir sie oben kennen gelernt haben, her-
vorhebt, sucht Mill diese Unbestimmtheit des Preisproblems durch
eine Analyse der Gründe für die Höhe der Nachfrage zu beseitigen.
Denn, wie wir aus den bisherigen Annahmen schließen können,
ist es offenbar höchst willkürlich, wenn einfach eine bestimmte Nach-
frage, etwa 1000 Ellen auf beiden Seiten oder 800 bzw. 1000, 8€-
setzt wird. Woher kommen diese Größen, die, jeweils verändert,
einen anderen Gleichgewichtspreis ergeben ? In dem Bestreben,
diese Frage zu beantworten, verfällt Mill auf einen sonderbaren
Ausweg.
Mit Recht bezeichnen die Kritiker Mills diesen Versuch als
„labourious and confusing‘“ ?). Nach ihnen sind die 88 6, 7, 8 des
XVIIL Kapitels, die sich auf ihn beziehen, überflüssig. Da wir
uns jedoch ausdrücklich auf das Problem der Heteronomie fest-
gelegt haben, dürfen wir diese wichtigen Rückfälle in die Kosten-
ı) Vgl. Mill, a.a. O. S. 127: „demand ..., that is, the quantity ... which can
find a’ purchaser.“
2) Vgl. besonders Bastable, Theory of International Trade, 4. Ed., London
1903, S. 29, Anm.: „The attempt made by Mill to amend his theory by introducing
the additional element of the amount of capital set free for the production of exports,
is as he even seems to admit, a failure; for, in the case of two countries and two
commodities, the amount of freed capital, or, as I should prefer to say, ‚productive
power‘ is evidently determined by reciprocal demand, so that nothing is gained by the
labourius and confusing discussion in secs. 6,7, 8 of chapt. XVII.“ Ähnlich Edgeworth,
Theory of International Values, Econ. Journal, Vol. IV, London 1894, S. 609: Mill
habe in diesen 88 6—8 nichts gesagt, was nicht schon in den 88 1—5 (besonders am
Ende von $ 5) enthalten sei, nämlich das, was Cournot mit „reflux of capital and
labour“ bezeichnet habe.